Neben dem großen Jubiläumsreport in der aktuellen Ausgabe 4/2007 finden Sie hier noch einige weitere Zeitzeugnisse, die wir beim Stöbern in den VIDEOAKTIV-Archiven entdeckt haben. Wir starten hier mit den Jahren 1982-1986; die weiteren 5-Jahres-Blöcke folgen in den nächsten Tagen. Viel Vergnügen!
1982 Der Vorläufer unseres Magazins hieß 1982 noch VIDEO JOURNAL und beschäftigte sich mehr mit dem "passiven" Video als mit dem Videofilmer. Den gab es so eigentlich auch noch gar nicht, denn die meisten filmten noch auf Super-8 oder mühten sich mit den ersten Kamera-/Recorder-Kombinationen ab. Urlaubsfilm per Video war damals eine schweißtreibende Angelegenheit. Und just zu dieser Zeit, als in München im Verlag Laterna magica ein Team um Chefredakteur Bernhard Kämmer und Egin Altenmüller (beide noch immer aktiv mit "Videokamera objektiv" und "videofilmen"/"PC Video") daran ging, die erste Videofilmerzeitschrift zu konzipieren, stellte Sony auch die ersten Entwicklungen in Sachen Camcorder vor, den/die Betamovie, der die damals gebräuchlichen Kassetten der Betamax-Heimrecorder nutzte - die er zwar bespielen, aber nicht abspielen konnte. Aufnahmekontrolle vor Ort war also nicht. Betamovie war damals schon fast von Anfang an zum Scheitern verurteilt, denn das Betamax- wie das Video 2000-System (von Grundig und Philips) hatten das Rennen um den Rang als beliebtester Wohnzimmer-Recorder schon gegen das allmächtige VHS-Format von JVC, Panasonic, Hitachi & Co. verloren. 1983 Als Anfang 1983 das erste VIDEOaktiv erscheint, ziert noch eine klassische Videokamera den Titel (siehe links). Doch das sollte sich im Lauf des Jahres ändern. Denn JVC konterte auf die Ankündigung der Betamovie mit dem Videomovie, einen deutlich kompakteren Camcorder auf Basis der verkleinerten VHS-Kassette, dem noch heute zu bekommenden VHS-C (JVC hatte bis jetzt immer noch einen Camcorder dieses Formats im Programm). Die Mini-Kassette erlaubte bisher nie dagewesene, kompakte Abmessungen, und über die spezielle Adapterkassette ließen sich die Aufnahmen trotzdem bequem am Heimrecorder abspielen - JVC vereinte also zwei Vorteile, die ausschlaggebend für fast jeden künftigen Camcorder sein sollten: Kompatibilität und Kompaktheit. Dumm nur, dass Konzernpartner Panasonic auf eine ganz anderen Weg setzte: Den VHS-Vollformater, den viele irriger Weise noch heute für den ersten Camcorder halten, dabei kam er erst als Dritter im Bunde 1984 auf den Markt. Anfangs war es auch überhaupt nicht sicher, dass sich die neue Kamerarecorder-Idee überhaupt durchsetzen würde: Mächtige Firmen aus der frühen Film & Video-Zeit wie Olympus, Hitachi oder auch Panasonic hatten nämlich zu der Zeit auch die tragbaren Recorder und Kameras zu absoluten Mini-Maßen geschrumpft, und der tragbare, externe Recorder hatte den Vorteil, dass er sich im Wohnzimmer mit dem daheim gebliebenen Tunter-Teil zu einem vollwertigen Heimrecorder verkoppeln ließ. Einer für alles hieß die Devise, dagegen hatte der Camcorder anfangs den Nachteil, dass er eher wuchtiger und schwerer war (Betamovie wog drei Kilo) und zudem deutlich teurer: Ein Camcorder der Anfangszeit kostete 4000 Mark, während die getrennte Kombi schon um 2000 Mark zu haben war, mit deutlich besseren technischen Fähigkeiten. Der Videosound tönte bis dahin selbstverständlich noch in Mono, realisiert mit der rauschigen Längsspur. Erst 1983 erschienen die ersten Heimrecorder mit HiFi-Stereoton auf Schrägspur-Basis (VHS von Matsushita/Panasonic, Sony später auch auf Betamax und Super-Beta). 1984 Während sich noch Betamovie, Videomovie und Vollformater um die Vorherrschaft im Camcorder-Lager balgten, hatte sich im Hintergrund längst ein mächtiger Gegner formiert: Seit 1981 schon hatten insgesamt 127 Firmen der Elektronik- und Foto-Branche einen neuen, universalen Camcorder-Standard diskutiert, im April 1984 einigte man sich dann auf das Format, das Video-8 hieß und die Camcorder-Welt revolutionieren sollte. Als Produzenten traten anfangs aber nur eine Handvoll Firmen auf: Kodak, Polaroid, Canon, Sony, Sanyo und General Electric. Der Boom des Camcorders beginnt - und auch der von VIDEOaktiv: Erschien das Magazin 1983 noch alle drei Monate, stellte man 1984 auf zweimonatiges Erscheinen um. Die Redaktion saß in München, schließlich hieß die Zeitschrift ursprünglich mal "Color Film" und war das Gegenstück zur heute noch erscheinenden Fotozeitschrift "Color Foto". Deshalb tragen die Ausgaben von 1984 schon den Vermerk "9. Jahrgang", denn neben "Color Film" zählte man auch die Zwischenstadien "Film & Video" sowie "VIDEO JOURNAL" mit, aus denen die Zeitschrift entstanden war. 1985 Sony brachte hierzulande mit dem CCD-V 8 den ersten Handycam und mit dem CCD-M 8 auch so etwas wie einen ersten Mini-Camcorder, obwohl gemeinhin erst der TR 50/55 als erster Mini gezählt wird. Auf jeden Fall war der M 8 einer der ersten CCD-Camcorder (die Röhre hatte als Bildwandler bald ausgedient, fand sich bis zum Aufkommen des LCD-Farbsuchers nur noch im Okular), bot aber so gut wie keine technischen Möglichkeiten und hatte eigentlich nur zwei Vorteile: er war klein und nur 1350 Gramm schwer. Für 4200 Mark war der ambitionierte Videoamateur mit dem V 8 besser bedient, denn der bot als eine Mischung aus Schulter- und Handycam schon fast profilike Bedienung, aber auch technische Spielereien wie einen Autofokus. Obwohl solche Neuerungen, ebenso wie der aufkommende Zoom-Wahn, auch von der frühen VIDEOaktiv-Redaktion heftig diskutiert wurde. Wer mochte sich als kreativer Filmer schon von einer unsicheren Automatik ins Handwerk pfuschen lassen? Die neuen Video-8-Camcorder gaben aber auch erste Impulse für die Nachbearbeitung, schließlich mussten die 8-mm-Aufnahmen zur allgemeinen Vorführung noch auf eine VHS-Kassette gebracht werden. Diesen Prozess konnte man auch gleich nutzen, um die schlechten Szenen rauszuschneiden. Die deutsche Firma GSE brachte zur IFA 1985 ihr erstes Schnittpult namens VSP für 1268 Mark auf den Markt, Sony konterte mit dem schon fast legendären RM-E 100 für knapp 500 Mark. Geschnitten wurde damals noch mit Zählwerksimpulsen als Referenz - Timecode gab´s noch nicht. Für den Schnitt mussten die Zuspielrecorder für GSE modifiziert werden, Sony nutzte die Remote-Buchse bestimmter Zuspielgeräte.
1986 Schon im Editorial der erste 86er Ausgabe gab Chefredakteur Bernhard Kämmer die Devise aus: "Totgesagte leben länger". Der Totgesagte war das VHS-C-System von JVC, dem mit Sonys Video-8 ein immer übermächtiger werdender Gegner erwachsen war. Das Zaubermittel gegen Video-8 sollte der neue Longplay-Gang der 86er-JVC-Modelle werden. Hinzu kam, dass 1986 pikanterweise erstmals ein Video-8-Camcorder ein Sony-Modell im Test schlug, der von einem Hersteller stammte, der eigentlich dem VHS-Lager zuzurechnen war: Blaupunkt (Ausgabe 6/1986). Wie Bosch/Bauer ließ auch Blaupunkt seine 8-mm-Cams von Matsushita/Panasonic bauen. Nur unter eigenem Namen brachte Panasonic nie Video-8-Modelle auf den Markt. Hitachi, ebenfalls VHS-Vertreter, baute wiederum zu dieser Zeit 8-mm-Cams für Firmen wie Minolta, Loewe oder Kyocera. Was für weitere Akzeptanz von Video-8 auch bei den VIDEOAKTIV-Lesern sorgte: Mit den Video-8-Schultercamcordern V 100 und später V 200 bot Sony erstmals auch überzeugende Lösungen für Semiprofis. Auf jeden Fall zeigte sich 1986 der Camcorder-Markt so bunt wie nie zuvor. Hier ein kleiner Überblick über die Protagonisten: Betamovie: Sony, Sanyo ... VHS-C: JVC, Saba, Telefunken, Nordmende, Philips, Grundig ... Video-8: Sony, Canon, Fuji(x), Blaupunkt, Bosch/Bauer, Pentax, Minolta, Kodak, Polaroid, Loewe Opta, Beaulieu, Pioneer ... VHS: Panasonic, Hitachi, Blaupunkt, Philips, Grundig ... Die weiteren 5-Jahresblöcke der Camcorder- und VIDEOAKTIV-Geschichte bis ins Jahr 2007 finden Sie hier: > Die wilden Jahre 1987-1991 > Die analogen Jahr 1992-1996 > Die digitalen Jahre 1997-2001 > Die HD-Jahre 2002-2007 Viel Spaß beim Stöbern! |