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IBC 2012: Trend-Report der Neuheiten

Messen kommen und gehen - zurück bleiben Trends - auch wenn diese nicht immer den durchschlagenden Markterfolg haben. So scheint es, mal wieder, dem räumlichen Sehen zu ergehen: Letzte Jahr war es der Trend, dieses Jahr nur noch am Rand der Broadcast-Messe zu sehen. Dafür hissen die Hersteller nun für das Thema 4K die Fahnen. Gleichzeitig wird die Verteilung der Medien immer wichtiger.
 

Was genau genommen nach einer Binsenweisheit klingt, hat deutliche folgen, denn die Wörter Encoding, Streaming und Archivierung - allesamt natürlich altbekannt - bekommen nun viel mehr Gewicht und auch ein Gesicht. Die Camcorderhersteller versuchen es mit Systemen die bei Events die Verkabelung vereinfachen (Sony NPX-IP55) oder auch direkt mit der Firmware der Kamera wie JVC mit der GY-HM600, die via Smartphone oder Tablett und über den normalen Browser aus der Ferne gesteuert werden kann. Die Kamera kann aber auch Dateien via FTP-Protokoll auf einem Server ablegen kann - wahlweise auch parallel zum Filmen, solange die hochzuladende Datei abgeschlossen ist und auf einer anderen Speicherkarte liegt. Hier geht es also zuerst einmal nicht ums Streaming von Videodaten, sondern um die schnelle Bereitstellung von aufgezeichneten Clips.

Produktionen die Videodaten nicht nur bereitstellen sondern direkt streamen wollen visiert zum Beispiel TV 1 mit dem miniCaster an: Das kleine Gerät zum andocken an die Kamera bietet die direkte Übertragung der Videodaten an Livestreamingplattformen um teure Sattelitenstrecken einzusparen. Dabei setzt man auf vergleichsweise günstige Mobilfunkanbindung, wobei das Funkmodul via USB an den miniCaster angeschlossen wird. Gleichzeitig kann der miniCaster das Signal aber auch auf SD-Karte aufzeichnen, so dass er auch ein Rekorder ist. Ähnliche Konzepte gibt es dann noch mehr - immer geht es darum möglichst schnell eine Breite Zielgruppe möglichst parallel über mehrere Plattformen und Formate zu erreichen.

Um diesen Trend zu belegen präsentierte Avid seinen neuen MediaComosers 6.5 mit einer Befragung der Branche, wonach rund 85 Prozent der Anwender der Meinung sind, dass eine Multiplattform-Distribution eine der entscheidenden Punkte für einen stabilen Markt sind.

Kameras klein
Interesse: Bei Sony waren vor allem die kleinen Profi-Kameras nahezu immer umlagert.
MiniCaster

Produktionswerkzeug: Der Minicaster streamt via Mobilfunknetz ins Internet und beherrscht die parallele Aufzeichnung auf SD-Karte.

Alle Hersteller entdecken zudem die IP-Kameras als Zukunftsmarkt, wobei sie hier nicht allein die Überwachung im Blickpunkt haben. Auch bei Events und in Schulungsräumen, sowie bei Sitcoms und Studios, die mit festen Einstellungen arbeiten will man mit mehr Automatisierung überzeugen.

Auch die Versionsverwaltung eines Projekts sowie die Archivierung bleibt ein wichtiges Thema, denn schließlich entscheiden die gut verwalteten Inhalte nicht selten über die Produktionskosten - sei es durch eine clevere Versionsverwaltung die auch mehrere Cutter an einem Projekt arbeiten lässt oder aber das Zurückholen eines alten Arbeitsstands, weil der Kunde die neue Idee nicht gut findet. Hier springen Adobe und Avid genau genommen in eine Lücke, die Apple durch den inzwischen nicht mehr angebotenen Final Cut Server offen lässt. Bei Adobe heißt das Anywhere und ist eine derzeit auf Windows Server basierende Software die mit Premiere Pro zusammenarbeitet und die Cutter somit nicht mehr am Arbeitsplatz festbindet. Künftig kann man die Filme irgendwo schneiden - wenn man will auch beim Kunden vor Ort wobei die Änderungen direkt via Internet auf den Server übertragen werden. Gerechnet wird auch auf dem Server und das dank Nvidia mit GPU Unterstützung.


Einen Abgesang auf 3D war diese IBC nicht – immerhin hatten noch alle großen Hersteller das Thema auf dem Messestand. Doch das räumliche Fernsehen steht nicht mehr im Mittelpunkt. Die Branche ist wie in Hab-Acht-Stellung und wartet darauf, dass die Verbraucher 3D im Wohnzimmer stehen haben. Gleich mehrfach war zu hören: Die Kameras sind da, der Videoschnitt klappt – jetzt müssen die Produktionen für das räumliche Fernsehen anlaufen und so den Anreiz zum 3D-Fernseherkauf liefern. Dabei sind sich fast alle einig: So richtig Schwung wird erst dann in den Markt kommen, wenn das 3D-Sehen ohne Brille funktioniert. Entsprechend standen auch kaum Monitore mit Brille auf den Ständen – wenn ein 3D-Monitor zu sehen war dann waren es Produktmuster oder Studien die räumliche Bilder ohne Brille zeigten.

Den Stellenwert von 3D aus dem letzten Jahr nahm dieses Jahr 4K ein, wobei einige Hersteller weniger 4K am Stand zeigen konnten wie sie wollten. Hinter vorgehaltener Hand bekannten einige, dass 4K-Monitore schlicht nicht zu bekommen waren. Man kann fast davon ausgehen, dass in Amsterdam nahezu alle funktionstüchtigen 4K-Monitore in Betrieb waren. Dieser Zustand zeigt auch das Problem von 4K: Die Monitore sind noch rar und teuer. Zweites Problem: Noch gibt es nicht besonders viel natives 4K-Videomaterial. Deshalb zeigen viele wie gut sie Full HD-Material auf 4K interpolieren. Viel spannender ist jedoch, dass beispielsweise Sony und JVC, die kreative Seite der 4K-Produktion sehr offensiv bewerben. Wer mit der vierfach höheren Auflösung als Full HD produziert hat in der Nachbearbeitung ganz andere Optionen – solange das Master ein Full HD-Film ist. Sony zeigte die 4K-Produktion im Fußballstadion mit einem Full HD-Ausgangssignal. Damit haben die Produktioner die Möglichkeit auch nachträglich im Bild zu schwenken und zu zoomen und so Bereiche in der Postproduktion heraus zu holen.

 
GoPro 2
Winzling bei den Großen: GoPro präsentiert sich mit einem selbstbewussten großen Stand und zeigt in erster Linie die Actioncam Hero2 mit dem WiFi-Pack. Über mangelndes Interesse der Profis kann man sich hier nicht beklagen.
JVC HM600
JVC-Fernbedienung: Noch nicht ganz fertig, aber schon funktionstüchtig ist die Möglichkeit sich via Browser auf dem Smartphone mit dem GY-HM600 zu verbinden und ihn so aus der Ferne zu steuern. Gleichzeitig kann der GY-HM600 aber auch via FTP Dateien auf einem Server ablegen.

IBC-Newsportfolio:

Alle wichtigen Neuheiten, die zur IBC 2012 vorgestellt wurden, haben wir außerdem für Sie in einem übersichtlich strukturierten News-Portfolio bereitgestellt.

(jos)
 


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