Interview: 20 Jahre Magix Video deluxe - was war, was ist, was kommt!
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Hallo Herr Hirche, Sie sind mehr als 20 Jahre bei Magix. Waren Sie einer der ersten Entwickler der mit an der Videoschnittsoftware gearbeitet hat?
Hagen Hirche: Ja, damals habe ich in der Tat selbst aktiv an Video deluxe entwickelt. Wir waren neu im Bereich Video Editing und hatten vieles zu lernen. Mini DV war eine große Sache zu dieser Zeit. Alles musste neu entwickelt werden: eine DV-Verarbeitungskette von der Aufnahme bis zum Rendering, eine flexible Echtzeit-Videoengine und vieles mehr. Eine tolle Zeit zum Lernen und wir waren schnell erfolgreich. Das ist eine schöne Erinnerung.
Die Prozessoren haben 2001 nicht mal ansatzweise die Leistung der heutigen Computer gehabt. Unseren ersten Test habe ich als Version 2 im Jahr 2002 gefunden, wobei wir damals bereits das Fazit hatten: „Für Heimkinoproduzenten mit dem Hang zu effektvollen Auftritten ist die Magix Software die unbedingte Empfehlung.“ Viele Effekte und hoher Funktionsumfang war also schon immer ein Entwicklungsschwerpunkt?
Hagen Hirche: Absolut. Viel Funktionalität mit einem konsistenten und einfachen Bedienkonzept war, ist und bleibt das Markenzeichen von Video deluxe. Verbunden mit einer hohen Leistung und Verarbeitungsgeschwindigkeit sind wir immer “state of the art” geblieben und haben uns stets an professionellen Mitbewerbern gemessen.
Dennoch war ja damals die Zielgruppe anfangs klarer auf die Einsteiger fokussiert. Kann die Software heute diese überhaupt noch erreichen? Schließlich ist in 20 Jahren der Funktionsumfang dermaßen gewachsen, dass es zwangsläufig etwas schwerer zu erfassen ist.
Hagen Hirche: Video deluxe ist definitiv gewachsen, da haben sie recht. Am einfachen Einstieg hat sich dagegen nichts geändert. Die Software ist letztlich auch durch die gestiegenen Ansprüche der Anwender gewachsen. Nach wie vor erreichen wir eine breite Zielgruppe und haben über die Jahrzehnte eine treue Fanbasis aufgebaut. Video deluxe Anwender sind ihrer Software überdurchschnittlich treu.
Wir haben aber bereits 2002 im Test festgehalten: „Um mehrere Tage Einarbeitungszeit können sich selbst Fortgeschrittene nicht drücken.“ Wie hoch schätzen Sie denn den Aufwand ein, den man heute für die Einarbeitung aufwenden muss?
Hagen Hirche: Ein erstes Projekt fertigzustellen geht sehr schnell. Innerhalb weniger Minuten kann man das grundlegende Bedienkonzept erfassen. Um dagegen den gesamten Funktionsumfang kennenzulernen und aktiv einzusetzen, braucht es sicher Zeit, da gebe ich Ihnen recht. Für viele Anwender ist genau das ideal: schneller Einstieg mit niedriger Lernkurve und mehr Funktionen genau dann, wenn man sie benötigt. Quasi wie ein Schweizer Taschenmesser, da zitiere ich einen Produkttest von vor langer Zeit.
Im Test von „Video deluxe 2003/2004“, damals gab es noch jedes halbe Jahr eine neue Version, haben wir ermittelt, dass sehr viele neue Funktionen dazugekommen sind, die Leistungsfähigkeit und Bedienbarkeit aber schlechter geworden ist. War es dennoch damals leichter mit neuen Funktionen neue Kunden zu erreichen?
Hagen Hirche: Anwender erwarten immer eine Kombination aus neuer, einfach zu bedienender Funktionalität und hoher Stabilität sowie Leistungsfähigkeit. Deswegen konzentrieren wir uns stets auf alle diese Aspekte. Dass wir bei dutzenden Hauptversionen und hunderten Aktualisierungen auch mal Fehler gemacht haben, steht außer Frage. Der Erfolg gibt uns jedoch Recht, dass wir die grundlegenden Entscheidungen richtig getroffen haben. Bei den Entwicklungsprioritäten genauso wie beim Zeitschema von Veröffentlichungen, welches sich über die Jahre verändert hat. Wir veröffentlichen heute weniger Neuerungen auf einmal, dafür aber häufiger, um schneller auf Rückmeldungen von Anwendern reagieren zu können. Aus ein oder zwei Hauptversionen pro Jahr sind inzwischen bis zu vier Kommunikations-Anlässe geworden, an denen wir neue Funktionen vorstellen.