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Test: Sony ECM-B10 - kompaktes MIS-Richtmikrofon - Klangqualität

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Ein klarer Kritikpunkt: Hier war Sony früher deutlich besser aufgestellt, als man den Geräten noch „richtige” Anleitungen beilegte – wie das sogar preisbewusste chinesische Mitbewerber selbst heute noch in Deutsch schaffen. Bei einem etwas komplexeren Produkt wie dem ECM-B10 ist das besonders ärgerlich. Das B10 ist genau betrachtet nämlich ein Digitalmikrofon: Es hat einen Analog-Digitalwandler nebst Prozessor eingebaut, der dank „Beamforming”-Technik aus dem Zusammenspiel der hier vier Schallwandler-Kapseln offenbar ohne sonst übliche analoge Filterung drei unterschiedliche Richtcharakteristiken zur Wahl stellt: Superniere, Niere und Kugel – und außerdem zusätzliche Spezialfunktionen wie das Noise Cancelling („NC”), das sich unter „Filter” einschalten lässt.

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Das kompakte Sony-Richtmikrofon ECM-B10 hat drei unterschiedliche Richt-Charakteristiken eingebaut: Die Superniere (1) konzentriert sich auf den Vordergrund, die Niere (2) öffnet den akustischen Winkel etwas mehr, während die Kugel (3) rundum in die Umgebung lauscht.

Hinter „LC” verbirgt sich der Low Cut, also der Bass-Abschwächer für Wind- und andere Rumpelgeräusche. Sehr gut ist, dass Sony auch beim B10 einen ordentlichen Fell-Windschutz mitliefert, der im Zweifelsfall noch mehr hilft als die künstliche Frequenzkappung. Für normale Aufnahmen sollte man, um Klangeinbußen zu vermeiden, darauf achten, dass weder die NC- noch die LC-Funktion angewählt ist. Rechts unten im Heck lässt sich einstellen, ob man den Pegel manuell oder automatisch aussteuern will. Sogar ein Pegelpoti findet sich schon direkt am Mikro – was sich daraus erklärt, dass das komplette Signal schon innerhalb des Mikrofons bearbeitet wird und deshalb auch hier korrekt auszusteuern ist. Im Übrigen ist ein solcher Drehregler viel ergonomischer als ein sonst nötiger Umweg über das Kameramenü und irgendwelche virtuelle Regler. Die Aussteuerungskontrolle muss natürlich über die Pegelanzeige auf dem Kameradisplay passieren – und akustisch über den Kopfhörerausgang der Kamera. Am Mikrofon selbst gibt es nämlich keinen Kopfhöreranschluss.

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Wie schon das ECM-B1 M hat auch das ECM-B10 eine Micro-USB-Schnittstelle eingebaut, die für „Wartung und Service” dienen soll.

KLANQUALITĂ„T
Die Tonqualität des B10 erinnert stark an die Aufnahmen, die wir bereits beim Test des ECM-B1 M gemacht hatten. Allenfalls zeigte sich die Richtwirkung des älteren Modells noch etwas ausgeprägter, wenn die Supernieren- Richtwirkung eingestellt war, was sich durch den längeren Mikrofonkörper mit mehr Kapseln erklärt. Wer zwischen den einzelnen Charakteristiken am B10 hin- und herschaltet, wird deutliche Klangunterscheide feststellen. Für Sprachaufnahmen ist die Superniere ein absoluter Gewinn. Wie schon beim B1 M fanden wir die Noise-Cancelling-Schaltung dagegen weniger überzeugend: Noch immer klingen die auftretenden Phasing-Effekte beim Herausrechnen der Umgebungskulisse in Signalpausen etwas künstlich. Natürlich sind wir der Frage nachgegangen, ob das ECM-B10 auch zum Allzweck-Mikro taugt. Das tut es nur eingeschränkt. Wie fast jedes Richtmikro arbeitet es nur in Mono, eine räumliche Audioinformation fehlt also. Wir haben das B10 zusätzlich mit Musiksignalen und Live-Musik beschallt, aber hier konnte es nicht überzeugen: Es klang etwas gepresst und verhalten – Stereo-Spezialisten wie Rødes Stereo VideoMic Pro sind hier nach wie vor das Non-plus-ultra. Für höhere Ansprüche an die Richtwirkung empfiehlt sich nach wie vor das ECM-B1 M. Gerade für kompakte Kameras tut es aber auch durchaus das ECM-B10.

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Dank verriegelbarem Multi Interface Shoe sitzt das Mikro sicher auf der Kamera.