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Testprotokoll Panasonic Lumix GH6: Allrounder-Kamera für Foto und Video - Testtag IV: Autofokus, Unschärfe und Fazit

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Testtag 4: Autofokus, Unschärfe und Fazit
Habt ihr es gemerkt: Wir haben uns bisher so ein bisschen um Aussagen zum Autofokus herumgedrückt. Warum? Weil uns die Kamera vor ein Rätsel gestellt hat, dessen Lösung wir suchen mussten. Wenn es um die Schärfe geht, geht es zwangsläufig auch um Unschärfe und hier räumen wir gerne mit dem Vorurteil auf, dass mit einem Micro-Four-Thirds-Sensor keine schicke Unschärfe machbar ist. Wir haben jetzt viel in der Praxis mit der GH 6 gearbeitet und bewusst sehr häufig auf ein ganz kleines Setup mit der Kit-Optik (H-ES12060) gesetzt. Zugegeben, das ist die teurere der beiden Kit-Standard-Zooms, denn sie ist mit Blende F2,8 bis 4,5 Lichtstärker als das halb so teure H-FS12060 Standard-Zoom. Wie schon im vorangegangenen Testprotokoll festgehalten: Die GH 6 hat kein Problem mit der Lichtstärke – viel eher mit der zu hohen Lichtstärke, so dass man in vielen Drehsituationen einen ND-Filter benötigt. Deshalb haben wir in unserem Minimal-Setup auch den variablen ND-Filter von Cokin im Einsatz – auch wenn dieser natürlich nicht die gesamte Zeit aufgesetzt war. Was unser Video in jedem Fall zeigt: Die GH 6 macht eine durchaus gute Unschärfe und hat dabei ein recht schönes Bokeh in den Glanzpunkten.

Wir zeigen im letzten Teil dieses Testprotokolls einen kurzen, rein aus der Hand, mit wenig drumherum gedrehten Clip, der schön veranschaulicht, wieviel Unschärfe machbar ist und wie der Autofokus funktioniert. Und zum Schluss gibt´s natürlich ein Fazit.

Kleines Setup
Wenn man die GH 6 mit dem nötigsten Equipment aufrüsten will, gehört neben dem ND-Filter, ein Mikrofon und ein Licht dazu. Und damit man alles an der Kamera unterbekommt noch entsprechende Halterungen. Wir haben ein exemplarisches Set erstellt, in unserem Fall eher für Reportagen und Interviews gedacht, wobei wir bewusst auf eher preiswerte Komponenten gesetzt haben. Statt eines komfortableren Cages haben wir eine Schiene auf den Zubehörschu geschraubt. Der VEO CSMM2 Cold Shoe Multi-Mount (80 Euro) von Vanguard ermöglicht die Montage von bis zu zwei Geräten, die bei einem Abstand von bis zu 20,8 Zentimeter auseinandergeschoben werden können. Zudem haben wir die Leuchte auf die Vanguard VEO CSM DLX Cold Shoe Halterung (60 Euro) gesetzt.

Der Vorteil dieser Halterung ist das magnetische Schnellverschlusssystem, mit dem man die Leuchte in sekundenschnelle aus der Halterung entnehmen und an einer metallischen Oberfläche befestigen kann. Die Manfrotto Chroma 2 stammt schon aus dem Jahr 2016 und macht einfach ein gutes Licht – wahlweise mit Kunst- oder Tageslicht. Bei Manfrotto ist diese leider nicht mehr im Programm, doch der eigentliche und ebenfalls zum Vitec-Konzern gehörende Produzent Lightpanels bietet sie weiterhin an. Sie ist mit circa 300 Euro allerdings vergleichsweise teuer. Beim Funkmikrofon haben wir auf das Rode Wireless Go gesetzt, wobei hier das Wireless Go II (ca. 270 Euro) die bessere Empfehlung ist. Alternativ wäre ein Shotgun Mikrofon wie das Joby Wavo Pro (300 Euro) empfehlenswert. Das gesamte Set wiegt so gerade mal 1,84 Kilogramm – das ist wirklich leicht und "smart".

Vanguard VEO CSMM2 ColShoe

Die links gezeigte CSM DLX ermöglicht die Verstellung des Winkels und verriegelt das obere Gewinde magnetisch, so dass man zum Beispiel eine Leuchte schnell entnehmen kann. Die Schiene erlaubt das Aufsetzen von zwei Zubehörteilen.

Autofokus
Mit dem diesem Setup lässt sich dann, auch dank des guten Bildstabilisators, gut aus der Hand filmen – bei Offenblende mit einer schicken Unschärfe. Aber unsere Protagonisten und Objekte sollen natürlich dennoch scharf sein. Um es kurz zu machen: Solange man mit dem hier vorgestellten Setup filmt, klappt die Personenerkennung sehr gut. Die Kamera unterscheidet nun zwischen Körper und Gesicht und hält so den Autofokus auch dann auf dem Protagonisten, wenn er der Kamera den Rücken zuwendet. Wie schon bei den Vorgängern agiert uns allerdings der Autofokus zu hektisch. Deshalb ist es für nahezu alle Einsatzbereiche sinnvoll die AF-Geschwindigkeit etwas zu reduzieren, da die Kamera so deutlich harmonischere Übergänge hinbekommt und der Zuschauer sich von einer leichten Unschärfe weniger irritieren lässt als von einer hektischen Schärfeverlagerung. Unsere Einstellungen zeigen wir im Video. Zudem liefern wir dort auch Aufnahmen zur Tiererkennung, die ebenfalls inzwischen sehr ausgereift ist.

Ein weiteres Video mit dem Thema Autofokus wird es im Rahmen eines Gimbal-Tests geben. Der Haken bisher: Sobald die Steuerung über das Gimbal erfolgt, funktioniert die Personen- und Tiererkennung nicht mehr. Jetzt ist man also auf den richtigen Fokuspunkt angewiesen – was dann doch wieder eher lästig ist. Wir versprechen in jedem Fall: Wir bleiben hier am Ball und fassen auch bei Panasonic nach, wann man für diese Einschränkung über ein Firmware-Update Abhilfe schafft.

Panasonic GH6 Tag4 Fazit MedienBureau

Die GH 6 ist kompakt und mit so einem Minimal-Setup dennoch ein professionelles Filmwerkzeug.

Fazit
Die GH 6 ist Panasonics neuster "Camcorder" und übertrumpft die Funktionalität bisheriger Camcorder deutlich. Bleibt natürlich der Einwand der schlechteren Ergonomie, dem man tatsächlich kaum etwas anderes entgegenhalten kann, als dass es am Ende auch etwas Gewöhnungssache ist. Wir finden die Ergonomie sehr gut – was natürlich fehlt ist der motorische Zoom. Den kann man nachrüsten, doch das kostet weiteres Geld und preislich bewegen wir uns hier bereits in einem Bereich, bei dem nicht nur Filmamateure, sondern auch kleinere Produktionsfirmen und Inhouse-Agenturen erstmal "schlucken". Dafür bekommt man allerdings eine Kamera, die zuverlässig Bilder beruhigt, einen Autofokus, der zumindest meist ordentlich arbeitet und dank V-Log eine Bildqualität, die professionellen Ansprüchen gerecht wird. Die Kamera ist perfekt für Reportagen und wenn es sein muss, arbeitet sie auch bei Bühnenaufzeichnungen dauerhaft. Gemessen daran ist sie ihren Preis wert – allerdings muss man sich darauf verlassen können, dass Panasonic an wichtigen Stellen nochmal nachbessert – besser früher als später.

Habt Ihr weitere Fragen? Dann diskutiert doch einfach mit – in unserem Forum oder auf YouTube. Wir werden Eure Anregungen und Fragen in den Test einfließen lassen und können so noch passgenauer Antworten für Euch liefern.

Autor: Joachim Sauer / Bilder: MEDIENBUREAU

Artikel begleitend zur VIDEOAKTIV 3/2022: