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Filmwerkstatt: Continuity - Teil 2

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Mit der Chronologiethematik verwandt, dennoch von völlig eigener Bedeutung und der Verpflichtung an das Filmmedium geschuldet, ist die Continuity. Sie bezeichnet die Verpflichtung , des Filmteams darauf zu achten, dem Hang zur natürlichen Entropie entgegenzuwirken. Anders ausgedrückt: Sämtliche Versuche des Filmteams, eine unnatürliche Ordnung in der Wirklichkeit herzustellen, also Dinge zu arrangieren, in Szene zu setzen oder auch nur ausgewählte Teile der Wirklichkeit zueinander in Beziehung zu setzen – sind mit zunehmender Zeitdauer dazu verdammt, sich in Auflösung zu begeben. Nichts Geplantes hat Bestand – Davon sollte der Filmer zumindest ausgehen. Die Welt besteht aus einer natürlichen Unordnung und alle Stoffe versuchen zu entfleuchen und sich in einem Raum gleichmäßig zu verteilen. Das hat Folgen – nicht nur für den Spielfilm, wo für die Continuity ein eigener Aufpasser eingeteilt ist. In der Tat hat sie dort aber immense Bedeutung, denn ein Bruch der Continuity hat dort stets einen Bruch der Handlungslogik zur Folge.

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Beispielsequenz: Das Instrument wird aufgebaut, gefolgt von einem Interview, dass mit Belegbildern vom Ăśben unterbrochen wird.
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Beispielsequenz: Schließlich verlässt er das Haus, um am Konzert zu spielen. All dies sind nötige Bestandteile eines Videos über den ersten großen Auftritt - und alle suchen die richtige Gewichtung.

Konkret:

- Ist die Zigarette nach einem Umschnitt länger als davor, stimmt etwas nicht (Kurzzeitlogik)

- Sind am Ende des Dialogs Wolken am Himmel, das Gras nass, wo am Anfang eitel Sonnenschein war – muss dazwischen etwas passiert sein. (Mittelzeitlogik)

- Werden die Protagonisten plötzlich blau oder rot, sonnenbestrahlt statt schattig, fand ein Weissabgleichwechsel oder ein Wetterwechsel zwischen den Szenen statt.

- Sollen handelnde Personen über mehrere Tage an Szenen partizipieren, muss deren persönliche Logistik ständig kommuniziert und kontrolliert werden. Sonst haben Sie plötzlich Bärte, kurze Haare, andere Kleider, oder sind terminlich nicht mehr zu fassen und fehlen plötzlich im filmischen Anschluss – was bedeutet, Sie können alles vorher gedrehte wieder vergessen (Langzeitlogik).

Gegenmittel:

Aufs Wetter achten und gegebenenfalls Zwischenschnitte drehen, wenn sich die Sonne hinter Wolken versteckt. Weissabgleichsituationen wenn möglich als Preset speichern oder gleich bei festen Voreinstellungen drehen. Jedem, der an einer Inszenierung teil hat – und wenn er nur eine Requisite beschaffen muss, einen Zettel mit Uhrzeit und genauer Anweisung in die Hand drücken – und ständig mit offenem Continuityauge durch den Sucher schauen.

(mb)




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