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Praxistest: Variable ND-Filter - warum variabel?

„ND-Filter” steht für Neutraldichte oder, verständlicher übersetzt, für einen Graufilter, der nur eine Aufgabe hat: das in das Objektiv einfallende Licht zu reduzieren. Denn im Gegensatz zur Fotografie kann man bei der Videografie nicht beliebig die Belichtungszeit verkürzen. Wer bei viel Licht mit Offenblende und somit der derzeit beliebten geringen Schärfentiefe arbeiten will, kommt um einen Graufilter nicht herum. Im ersten Teil dieser neuen Praxistest-Serie erklären wir die Details und das Funktionsprinzip variabler Filter.

Im Test:
Cokin Nuance Variable ND 32-1000: 129-179 Euro
Hoya Variable Density: 62-110 Euro
Rollei F:X Pro Variabler Filter ND8-512: 60 Euro

Die Kameras respektive ihre Sensoren werden immer lichtstärker und erlauben inzwischen das Filmen mit sehr wenig Licht. Aber wie ist es bei einem Dreh mit sehr viel Licht? Profi-Filmkameras haben dazu integrierte und somit zuschaltbare NDFilter. Diese Graufilter helfen dabei, das einfallende Licht zu reduzieren, so dass man auch bei Tageslicht mir Offenblende filmen kann. Doch was macht man, wenn etwa wegen durchziehender Wolken die Lichtverhältnisse sich ständig ändern? Sony hat zum Beispiel in seine Cine-Vollformatkameras FX 6 und FX 9 einen variablen Graufilter integriert, der sogar automatisch agiert und somit einen Automatik-Belichtungsmodus bietet. Anders sieht das bei den vielen filmenden Fotokameras aus. Hier muss man einen Graufilter vor die Optik schrauben. Klare Sache also: Man verwendet einen variablen Graufilter, der durch einen simplen Dreh am Ring seine Dichte ändert und sich somit an die Situation anpassen lässt. Geübte Kameraleute stehen den variablen Graufiltern jedoch eher kritisch gegenüber, denn zum einen lässt sich schlecht beurteilen, welche Dichte man nun gerade gewählt hat, zum anderen sagt man ihnen eine schlechte Qualität nach. Doch gerade bei Filtern hat sich schließlich in den letzten Jahren viel getan, so dass wir nicht aufs Hörensagen, sondern lieber auf unsere Tests vertrauen. Geordert haben wir drei Filter, wobei wir mit Cokin und Hoya Hersteller gewählt haben, die schon seit Jahrzehnten Filter herstellen. Rollei hat sich dagegen erst vor einigen Jahren als Zubehörhersteller etabliert und mit seinen Rechteckfiltern für uns eine Marke gesetzt. Genau diese Filter sind bei uns im täglichen Einsatz und dienen in diesem Test als Referenz. Umso spannender also, ob sich der variable Graufilter von Rollei F:X Pro ND8-512 genauso bewähren kann.

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Wir haben die Filter nicht nur theoretisch, sondern im praktischen Einsatz an verschiedenen Kameras und Optiken getestet.



WARUM VARIABEL ?
Vor allem Fotografen verstehen nur selten den Sinn in variablen Graufiltern, vergessen dabei allerdings, dass sie für die korrekte Belichtung ja an Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit drehen können. Beim Filmen ist der Verstellbereich der Belichtungszeit stark begrenzt – um nicht zu sagen eigentlich auf einen Wert fixiert: Denn für eine schöne Bewegungsauflösung hält man sich am besten an die 180-Grad-Regel und stellt als Belichtungszeit die doppelte Bildrate ein. Bei 25 Bildern ist das entsprechend 1/50, bei 50 Bildern ein 1/100. Jetzt bleibt noch die Blende und die ISO-Empfindlichkeit, mit der man die passende Belichtung einstellen kann. Doch wer mit einer Vollformatkamera arbeitet, will meist die schicke Unschärfe mit Offenblende ausnutzen. Da gerade bei den Fotokameras die ISO-Empfindlichkeit gestiegen ist und viele Kameras niedrige ISO-Zahlen unter 160 oder sogar unter 400 nicht mehr anbieten, wird es inzwischen schon bei normalem Tageslicht oft schwer, mit Offenblende zu arbeiten. Ein Graufilter ist also Pflicht, sobald man zuverlässig die Offenblende als Option haben möchte. Wer viel mit unterschiedlichen Optiken arbeitet, kauft sich einen Filterhalter, der sich dank Adapterringen auf den verschiedenen Filtergewindegrößen verwenden lässt. Preisgünstiger sind jedoch Rundfilter, wobei man dann besser für jede Optik eigene Filter kauft. Auch das geht ins Geld, denn mit einem einzigen Graufilter kommt man eigentlich nicht aus. Mindestens drei verschiedene Dichten sollten zum Repertoire gehören. Ein variabler Graufilter spart da nicht nur Geld, sondern vor allem auch Rüstzeit, da der lästige Filterwechsel seltener nötig ist.

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Einen Filter für unterschiedliche Durchlässigkeit erreicht man durch die Kombination aus zwei Polfiltern, die man zueinander verdrehen kann.

FUNKTIONSPRINZIP
Variable ND-Filter funktionieren auf der Basis von Polarisationsfiltern, wobei hier zwei Pol-Filter übereinander liegen und zueinander verdrehbar sind. Das normale, unpolarisierte Licht breitet sich ungeordnet in alle Richtungen und Neigungen im Raum aus. Ein Polarisationsfilter lässt nur Lichtwellen einer Schwingungsebene durch und reduziert damit den Lichteinfall. Variabel wird der Filter durch das Verdrehen der zwei übereinanderliegenden Filter: Liegen die Durchgangsebenen der zwei Polarisationsfilter parallel zueinander, wird am meisten Licht durchgelassen. Verdreht man sie jetzt, wird der Lichteinfall immer weiter reduziert, und wenn beide Filter 90 Grad zueinander gedreht werden, kann (zumindest theoretisch) kein Licht mehr passieren. Damit ist auch klar: Ein variabler Graufilter ist eben kein Neutraldichtefilter, der das gesamte Spektrum des unpolarisierten Lichts reduziert. Vielmehr wird immer weiter polarisiertes Licht durchgelassen. Die Frage, die sich dabei stellt: Wie wirkt sich das auf die gleichmäßige Lichtverteilung und Farbe aus?

Autor: Joachim Sauer / Bilder: MEDIENBUREAU

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