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Motion Tracking: Objektverfolgung für Einsteiger - Aus der Praxis

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Aus der Praxis

Für unser praktisches Beispiel wollen wir eine Ballonfahrt optisch etwas aufpeppen. Noch bevor der Ballon sich in die Luft erhebt, wird er mit Gas gefüllt, sein Volumen nimmt zu. Das Fluggerät soll vom restlichen Bild „abgekoppelt" werden. Dafür soll der Hintergrund schwarzweiß werden, nur der Ballon soll farbig bleiben und in der Sättigung etwas dazugewinnen, damit er vom Betrachter noch intensiver wahrgenommen wird.

Um das zu erreichen, muss man dem Programm erst einmal mitteilen, welches Objekt verfolgt werden soll – in diesem Fall also die Proportionen des Ballons. Das klappt über das Maskenwerkzeug im Bewegungsverfolgungs-Modus des ColorDirectors, den man in der linke Menüleiste findet. Er wandelt den Mauszeiger in ein umrandetes Plus für „Pinsel" oder ein umrandetes Minus für den „Radierer". Hiermit setzt man die Maske oder macht falsche Markierungen wieder rückgängig. Mit Hilfe des Mausrads legt man einfach und schnell die Größe des Pinsels fest und kann so große Masken schneller erstellen oder detaillierte Bereiche präziser bestimmen.

Unser Beispiel zeigt: Wenn der Ballon mit Gas gefüllt wird, gewinnt er an Volumen, das Programm sollte nun die Bewegung und die Vergrößerung des Objekts automatisch nachvollziehen und mit der Maske verfolgen. Da das aber so gut wie nie optimal funktioniert, müssen wir hier nacharbeiten. Dafür pausiert man die Bewegungsverfolgung (im ColorDirector über das entsprechende Symbol) und setzt die Maske neu an, sobald sie mit dem Objekt nicht mehr hundertprozentig synchron läuft. Im ColorDirector ist das an der dicken roten Umrandung um das maskierte Objekt gut zu erkennen. Mit der Alt-Taste schaltet man dabei flott zwischen Pinsel und Radierer hin und her und weitet oder reduziert die Maske nach Bedarf.

 

02 verfolgungswahn

Damit der Übergang zwischen grauem Hintergrund und dem farbigen Objekt „weicher" aussieht, empfiehlt es sich, die Kanten weicher darzustellen. Dafür gibt es im ColorDirector einen eigenen Schieberegler, links in der Effekt-Palette.
05 verfolgungswahn
Der ColorDirector lässt auch das Maskieren mehrerer Objekte im Bild zu. Hier etwa sind die beiden Ballonplanen mit zwei Masken versehen, um sie unterschiedlich einzufärben oder vom Hintergrund abzuheben.

Schnelle Bewegungen

Bei sich schnell bewegenden Elementen ist bildgenaue Nacharbeit meist nicht zu vermeiden. Deshalb sollte man das Rohmaterial vor dem Zuschneiden im Schnittprogramm erst mal ins Motion-Tracking-Werkzeug laden und dort sichten, um festzustellen, ob sich die Szene für eine Bewegungsverfolgung eignet. Ist die Bewegung des Objekts im Video zu schnell, wird das Programm oft die Maskierung verlieren. Gerade bei Menschen oder Tieren haben fast alle Motion-Tracking-Werkzeuge Probleme und erkennen Teilbereiche des zu verfolgenden Objekts nicht – bei Arm-, Fuß- oder Beinbewegungen ist das gut zu sehen. Hier kann es helfen, im Schnittprogramm eine leichte Zeitlupe auf den Clip anzuwenden, diesen gegebenenfalls zu kürzen und erst dann mit der Bewegungsverfolgung zu beginnen. Das menschliche Auge nimmt eine Verlangsamung auf 80 bis 85 Prozent der Abspielgeschwindigkeit meist noch als natürlich wahr.

Bereits geschnittene und korrigierte Clips sollte man direkt aus der Schnittsoftware im Motion-Tracking-Werkzeug verschönern, damit man für den Film keine unnötigen Bilder bearbeitet. Möchte man den gesamten Film mit einem gleich bleibenden Stil versehen, sollte man bedenken, dass sich eine komplette Timeline aus kaum einem Schnittprogramm gesammelt ins „Rotoscoping-Tool" übertragen lässt. Die einzelnen Szenen müssen also separat angepasst werden.