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Mieten statt kaufen: Ratgeber zu Miet-Equipment - die Kalkulation

Wer seine Filmproduktion gut plant, kann High-End-Technik einsetzen, ohne Krater ins Budget zu reißen. VIDEOAKTIV erklärt, wie das gut und preisgünstig funktionieren kann. Im zweiten Teil des Ratgebers beleuchten wir dabei die richtige Kalkulation.

KALKULATION
Etwas anderes ist es, wenn man als Selbständiger arbeitet. Da wird, im Idealfall, das Equipment öfter gebraucht. Auch wenn der steuerliche Abschreibungszeitraum für Kameras leider bei satten sieben Jahren liegt, gilt die Faustformel: Wenn der geschätzte Mietpreis innerhalb von zwei Jahren den Kaufpreis überschreitet, kauft man. Die Kamera muss sich, auch wegen zu erwartender Servicekosten und dem Risiko eines Schadens, viel schneller amortisieren, als man sie steuerlich abschreiben kann. Mit etwas Berufserfahrung lässst es sich vergleichsleise leicht abschätzen, wie hoch die Auslastung künftig sein könnte – wobei man dabei aber auch Schwankungen berücksichtigen und immer besser ganz auf der sicheren Seite bleiben sollte. Schwieriger zu verstehen ist es für Neulinge im Geschäft, weshalb eher ein Verleiher in Betracht gezogen werden sollte. Denn dann fallen nur Kosten an, wenn auch tatsächlich Einkünfte dagegenstehen. Etwas zu mieten bedeutet eben auch, es testen zu können. Wenn man neue Geschäftsfelder eröffnen will, muss man nicht in die großen Investitionen gehen, bevor man überhaupt weiß, ob das Geschäftsmodell funktioniert.

Ratgeber besser mieten kamera aufbau

Hochwertige Festbrennweiten liefern hervorragende Ergebnisse, fangen aber auch erst ab circa 5 000 Euro an.

Wobei man immer überlegen muss, was mehr gebraucht wird und was sich schneller verändert. Licht und Ton sind im Normalfall eine Anschaffung fürs Leben; daher ist es viel sinnvoller, eher hier zu investieren, anstatt eine vergleichsweise schnell veraltetende Kamera anzuschaffen. In die Überlegungen, in welches Equipment man zuerst investiert, gehört auch die Überlegung, wann sich ein Blick auf den Gebrauchtmarkt lohnt. Bei LED-Licht verändert sich mit den Jahren meist das Farbspektrum. Also ist hier Vorsicht geboten. Bei Ton, Stativen, Kränen, Slidern und Zubehör ist es egal, da verändert sich nicht viel. Eine 40 Jahre alte Optik an einer 4K-Kamera kann wunderbare Bilder liefern. Diese Aussage bezieht sich jedoch auf den Look. In Sachen Auflösung sind moderne Objektive im Vorteil. Bei Kameras darf man dagegen durchaus kritisch sein; denn wie pfleglich eine Kamera behandelt wurde, lässt sich vom Äußeren her nicht immer beurteilen. Gerade bei Wechseloptiken ist die Frage, wie oft die Optik gewechselt wurde und ob dies auch öfter unter klimatisch schwierigen Bedingungen, etwa bei bei viel Feuchtigkeit, passierte. Der sicherere Weg ist deshalb anfangs die Miete, wobei als durchschnittlicher Mietpreis 3,95 Prozent vom Kaufpreis pro Tag als branchenüblich gelten.

Ratgeber besser mieten kamera aufbau 2

Eine Cine-Kamera nebst Objektiven selbst zu kaufen ist für die meisten Filmer wirtschaftlicher Unsinn. Den Mietpreis muss man verhandeln.

Ab dem zweiten Tag sind es dann drei Prozent, danach ist es Verhandlungssache. Ein 30.000-Euro-Zoom kostet also ungefähr 900 Euro Miete pro Tag. Viele Vermieter berechnen aber nur die tatsächliche Nutzungsdauer. Wenn man es sauber kommuniziert, wird also die Zeit für An- und Abreise oder Drehpausen nicht berechnet. Wobei man hier an die Fairness appellieren muss: Wurde das Leihgerät dann doch benötigt, muss man dies mitteilen. In der Regel setzt man also auf eine gesunde Mischung aus Miete und Kauf. Das bietet mehr Flexibilität und ermöglicht auch eine andere Bildsprache: Wer eine bestimmte Brennweite nur drei Tage braucht und eine Optik für 2700 Euro kauft, wird kein so gutes Bild erhalten wie mit einem für das gleiche Budget angemieteten viel teureren, aber auch qualitätsvollerem Objektiv. Wer mit einem Vermietpartner arbeitet, gewinnt zudem an Produktionssicherheit, denn bei jeder Produktion kann mal etwas kaputtgehen. Ein Verleiher liefert einfach Ersatz, meist innerhalb von Stunden, oder, wenn es von auswärts geschickt werden muss, über Nacht. Ein Vorteil der Miete ist auch, dass Versicherungen oft mit eingeschlossen sind; das ist gerade bei teureren Geräten wichtig.

 

Autoren: Lutz Dieckmann, Joachim Sauer; Fotos: Lutz Dieckmann, Joachim Herbert, ETAS

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Weitere Teile dieses Ratgebers:

  • Teil 1 - Filmer-Equipment: Besser mieten - die Qualität
  • Teil 2 - Filmer-Equipment: Besser mieten - die Kalkulation
  • Teil 3 - Filmer-Equipment: Besser mieten - ein ganzes Studio Mieten und Meinung der Autoren (folgt)
  • Teil 4 - Filmer-Equipment: Besser mieten - Ratenkauf - Technik finanzieren (folgt)

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