YouTube Instagram Vimeo RSS VIDEOAKTIV

Filmwerkstatt: Ellipse und Zeitsprung

Beitragsseiten

Eine der wichtigsten Schnitt-Techniken ist das Weglassen von Unnötigem, um die Filmspannung zu erhalten- Filmtheoretiker sprechen von Ellipsen. Sonst noch was? Sie verstehen diesen Satz – obwohl er weder grammatisch noch inhaltlich komplett ist. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?
 

Für eine so lange Erklärung hatte die Metzgereifacherkäuferin keine Zeit – deshalb wählte sie eine Ellipse (griech. Élleipsis – Aussparung), um sich auszudrücken. Ein unter Sprach- und Filmwissenschaftlern gängiger Begriff. Genau das gleiche Problem haben Sie in der Videomontage. Viele Szenen mit vielen redundanten Inhalten wurden gedreht und wollen auf einen knackigen Brennpunkt zentriert werden – sonst wird's langatmig oder gar langweilig.

In der Praxis gibt es grob gesagt 3 Arten von Ellipsen, die unterschiedlichen Zwecken dienen:


thumb_VAD0208_scene1_1
Ein fast beliebiges Beispiel, hier aus einem Bibi-Blocksberg – Film: Der Darsteller steigt aus dem Auto, in der Bewegung erfolgt der Schnitt.
thumb_VAD0208_scene1_2
Schnitt: Danach taucht die Person an einer deutlich weiter hinten liegenden Stelle des Fahrzeugs auf. Auch hier wurden einige Bilder des Bewegungszyklus weggeschnitten.

1. Der Zeitsprung

Er ist stets offensichtlich und soll, ja muss dem Zuschauer verdeutlichen, dass zwischen dem vorher erzählten und der aktuellen Szene ein Sprung im Raum-Zeit Kontinuum stattgefunden hat. Wenn das nicht durch Bildsprache gelingt, dann steht an diesen Stellen meist ein Titel mit so aufregendem Inhalt wie : Eine Woche später – oder eben auch zwei Jahre früher. Die Filmgeschichte kennt deutlich cleverere Beispiele, um ohne solche Krücken auszukommen. Die Hand, die Kalenderblätter abreißt, war schon zu Stummfilmzeiten beliebt. In "Und täglich grüßt das Murmeltier" war es der Blick auf den Wecker, der exakt den Beginn eines neuen Zeitabschnittes markierte. In diesem Fall mit der filmtheoretisch interessanten Feinheit, dass, obwohl der Zuschauer denkt, dass Zeit vergeht, gar keine vergangen ist – da der Film eine Zeitschleife vorspielt. Hauptdarsteller Bill Murray muss stets den gleichen Tag immer wieder erleben. Übersetzt in einfache Urlaubsfilm-Dramaturgie heißt das: Es lohnt sich, sich Gedanken zu machen, wie der Zeitfluss dargestellt werden kann, um dem Film Ablauf und Form oder auch nur Pepp zu geben. Das Gesicht des Partners an der identischen Stelle in Großaufnahme, einmal in käsig am ersten Tag und einmal knackebraun kurz vor Abfahrt ist z. B. so ein Stilmittel.