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Drehbericht: Erfahrungen mit der Canon XF 100 - Balance, Zoom und Fazit

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Bild in Balance

Ein äußerst effektiv arbeitender „Dynamic"-Stabilisator, der im Menü aktiviert werden kann, machte mir bei Action-Aufnahmen besonderen Spaß. Selbst bei Mitgeh-Aufnahmen ohne Weitwinkelvorsatz erscheint das Bild fast wie über ein teures Schwebestativ erstellt. Da fiel mir erst auf, wie sich die Stabilisierungstechnik in den jüngsten Jahren verbessert hat.

Aber kein Golf-Film ohne Weitwinkel. Besonders die Innenaufnahmen von Ressorts und Hotels, die im Touristikteil der Sendung ihren Platz haben, gehen nicht ohne. Ich hatte deshalb den Weitwinkel-Konverter WD H58W im Gepäck, den man laut Canon auch bei häufigem Zoomen einfach auf der Kamera lassen kann.

Zuverlässiges Zoom

Und tatsächlich: Beim Filmen der Moschee von Hassan II. fiel es mir erstmals auf: Das optische 10-fach-Zoom der XF 100 ist trotz des Konverters direkt durchzoombar. Allerdings musste ich vorher den Menüpunkt „Conversion Lens" ansteuern und den WD H58W eingeben. Denn nur so schleicht sich auch bei schnellem, automatischem Fokussieren keine Unschärfe ein. Wer allerdings, aus welchen Gründen auch immer, den Konverter häufig abschraubt, kann sich die Einstellung im Menü auch sparen – das ist zu umständlich. Allerdings muss er dann bei aufgestecktem Konverter sehr genau fokussieren und immer noch einmal in den Sucher schauen, um wirklich sicher zu gehen. Den Autofokus sollte man dann nicht auf „Instant", sondern auf „Standard" stellen. Ich habe den ganzen Dreh über so gearbeitet – und nach der ersten Übungsphase gab es nicht ein unscharfes Bild mehr zu beanstanden. In Zweifelsfällen helfen die Vergrößerungsfunktion am vorderen Griffende oder das gute, zweistufige Peaking-System. Bei prallen Gegenlichtaufnahmen musste ich aber feststellen, dass das Weitwinkel immer Reflexionen aufwies. Ohne blieb das Bild dagegen „sauber". Die Gesichtserkennungs-Funktion ignorierte ich – ich wollte im Gewühl des Marrakesch-Sukhs selbst entscheiden, wer wann im Fokus ist, zumal die Funktion da ohnehin völlig überfordert war.

Der Sucher hilft dabei wenig, und seine Dioptrie wird mit einem kleinen ruppigen Hebel eingestellt, der sich bei meiner HF 100 gerne auch mal von selbst verstellte. Ein kleines Rädchen (wie an Canon-Fotokameras) wäre hier die zuverlässigere Hilfe. Eingebaut ist in der Kamera auch ein digitaler Telekonverter (1,5 x/3 x/6 x), der zumindest im 1,5-fach-Bereich noch einwandfreie Bilder liefert. Dafür aber auf alle Fälle das Weitwinkel abnehmen. Bei 3-fach- oder gar 6-fach-Digitalzoom entstehen sichtbare Artefakte, da lohnt es, den Tele-Konverter TL-H 58 zu kaufen. Mir fehlte er.

 
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Wird die Blendenfunktion auf den Drehknopf gelegt, sind Fokus und Blende direkt im Zugriff.
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Im MenĂĽ der XF 100 muss der Weitwinkelvorsatz erst angemeldet werden, bevor man ihn ohne Nebenwirkungen nutzen kann.

Abends, auf dem Djemma El Fna, einem riesigen Platz im Herzen Marrakeschs mit Szenen wie aus 1001 Nacht, wollte ich Stimmungsbilder einfangen. Dabei half mir natürlich das Sachtler-Kopflicht ein wenig bei der Aufhellung, aber dennoch musste ich die Verstärkung (Gain) ab und zu auf 9 Dezibel hochziehen. Ich versuchte, soweit wie möglich nur mit 3 oder 6 Dezibel zu drehen, damit mein Cutter nicht vor einer Gries-Suppe sitzen müsste. Wirklich genügend Licht hatte ich allerdings erst mit 12 Dezibel im Sucher. Leider drehte ich davon zu wenige Aufnahmen, denn dem fast griesfreien Bild auf dem Display traute ich nicht. Doch selbst diese 12-Dezibel-Bilder waren noch sendefähig und voll nutzbar – es gibt zwar ein Rauschen, aber das ist vergleichsweise unauffällig.

Daten-Handling

Der Cutter kämpfte mit einem ganz anderen Problem, das fast die Sendung gekippt hätte: Ich hatte meine Dateien ordentlich gesichert, aber in einem neuen Ordner neu benannt. Eigentlich logisch, denn so kann der Cutter gleich erkennen, um was es sich handelt. Wer ein Final-Cut-Schnittsystem von Apple hat, sollte genau das aber vermeiden. Final Cut kann die Dateien dann nicht mehr erkennen – die Ordnerstruktur ist für immer verloren. Deshalb ist es wichtig, entweder genügend Compact-Flash-Karten mitzuführen und nur die Originalbilder dem Apple-System zuzuführen oder aber alle Dateien unverändert in nummerierte Bins zu speichern und vor dem Schnitt wieder auf eine Karte zu kopieren.

Irgendwie fand ein im Digitalfile-Verwalten erfahrener Cutter-Kollege schließlich einen Dreh, alle Daten in MOV-Dateien umzuwandeln – und wir konnten doch noch mit dem Schnitt beginnen. Ein heißer Ritt: Der Schnitt musste bis zur Sendung in der Hälfte der sonst zur Verfügung stehenden Zeit fertig werden. Das gedrehte Material zeigte einen schönen, weichen, farbnuancierten Look, den wir zum Teil der 4:2:2-Farbaufzeichnung der Kamera zuordneten.

Fazit

Die Canon XF 100 ist eine Kamera, die für praktisch jeden Einsatz taugt. Mit wenigen Handgriffen und zusätzlichen Aufbauten wie Mikrofon und Licht kann man mit ihr professionelle Szenen drehen. Meine Canon XL H1s ruhe in Frieden – ich habe sie kaum einmal beim Dreh vermisst.

 
 

 


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