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Ratgeber: HDR-Standards bei Monitoren - HDR ist nicht gleich HDR

Viele Hersteller werben mit dem DisplayHDR-Standard für besonders kontraststarke Monitore. Doch wo HDR drauf steht, ist nicht immer gleich HDR drinnen. Wir liefern eine Erklärung und zeigen im zweiten Teil, weshalb HDR nicht gleich HDR bedeutet.

HDR ist nicht gleich HDR
Wie häufig suggerieren (Werbe-)Standards schnelle Informationen, die aber eben auch häufig nur bedingt richtig sind. Der Display- HDR-400-Standard besagt nur, dass der Monitor kurzzeitig eine maximale Leuchtdichte von 400 cd/m² erreichen muss, ein 8-Bit-Panel integriert hat und über ein „Global Dimming“ verfügt. Reduziert man diese Angaben aufs Wesentliche, findet man kaum einen Unterschied zu einem herkömmlichen SDR-Monitor der letzten zehn Jahre. Global Dimming können Monitore schon seit ewigen Zeiten, und ein 8-Bit-Panel ist seit jeher für SDR-Monitore Standard. Selbst die geforderte Mindesthelligkeit von 320 cd/m² (siehe Grafik) liegt gerade einmal 20 cd/m² über der Leuchtdichte herkömmlicher SDR-Displays.

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Die mindestens erreichbare Dauerhelligkeit für einen DisplayHDR-400-Monitor liegt laut der VESA bei 320 cd/m². Damit hebt sich ein solcher Monitor kaum von SDR-Bildschirmen ab, die in neuen Modellvarianten sogar bereits 350 cd/m² hell sein können.

Für die Anzeige von HDR-10- oder Dolby-Vision- Material wird eine deutlich höhere Helligkeit gefordert (meist ab 600 nits aufwärts), und zudem ist 10 Bit als Farbtiefe für die korrekte Anzeige erweiterter Farbräume wie DCI-P3 oder BT.2020 die Voraussetzung. Da HDR400- Monitore die Hintergrundbeleuchtung zudem nur global (also großflächig) in der Leuchtkraft steuern können, dürfte schnell klar werden, dass sich HDR-Material mit solch einem Monitor nicht wie gewünscht darstellen lässt. Das gesamte Bild wird aufgehellt, was dann im schlimmsten Fall zu deutlicher erkennbaren Lichthöfen oder Grauschleiern führt. In den meisten Fällen ist der Unterschied zu einem SDR-Bild bei solch einem „HDR-Monitor“ kaum oder gar nicht auszumachen. Dazu kommt auch noch, dass die DisplayHDR-400- Spezifikation lediglich eine Darstellung von 95 Prozent des BT.709- und sRGB-Farbraums fordert. Hat man nun all diese Beschränkungen überwunden, wenn man zu einem DisplayHDR- 600-Monitor greift?

DisplayHDR CTS1 0 BlackLevel Summary webFür DisplayHDR-600- und DisplayHDR-1000-Monitore wird eine DCI-P3-Farbraumunterstützung von mindestens 90 Prozent gefordert. Ein DisplayHDR- 400-Monitor muss nur den BT.709-Farbraum zu mindestens 95 Prozent abdecken. Das können auch SDR-Bildschirme.

Nein, so einfach ist es leider nicht. Zwar sind Monitore mit dem DisplayHDR600- Zertifikat besser als ihre weiter unten angesiedelten Kollegen und sie zeigen auch ein sichtbar besseres Bild als ein SDR-Monitor. Von echtem HDR kann aber auch hier noch nicht die Rede sein. Blickt man auf die VESA-Spezifikation für die Anforderungen an einen DisplayHDR-600- Monitor, versteht man auch warum. Die minimale dauerhafte Helligkeit, die der Monitor erreichen muss, liegt bei 350 cd/m² und damit im Bereich von guten SDR-Monitoren oder geringfügig höher. Als kurzzeitige Spitzenhelligkeit sind 600 cd/m² Voraussetzung. Für den Farbraum wird immerhin 90 Prozent DCI-P3 gefordert. Somit kann man bei solch einem Monitor zumindest von einer etwas breiteren Farbstufenabdeckung sprechen. Immerhin wird als Dimming-Technologie „Zone-Level“, also das lokale Regeln in Zonen, für die Hintergrundbeleuchtung vorausgesetzt.

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Der BenQ PD3420Q etwa trägt ein DisplayHDR- 400-Logo und erreicht demnach kurzzeitig eine Spitzenhelligkeit von bis zu 400 cd/m². Die Standardhelligkeit gibt BenQ hier mit 350 cd/m² an.

Ausblick
Wer wirklich sichergehen möchte, dass er einen HDR-fähigen Monitor kauft, sollte auf ein Gerät mit DisplayHDR-1000-Logo setzen. Nur ein solches garantiert eine kurzzeitige Spitzenhelligkeit von 1000 cd/m² und eine dauerhafte minimale Leuchtdichte von 600 cd/m². Aber selbst hier muss der DCI-P3-Farbraum „nur“ zu mindestens 90 Prozent dargestellt werden. Daher sollte man beim Kauf vorher diverse Modelle vergleichen. Wer das Beste vom Besten will, greift gleich zu einem DisplayHDR-1400-Monitor wie dem neuen Asus ProArt Display PA32UCG (videoaktiv. de/22040). Hier sind 900 cd/m² als dauerhafte Mindesthelligkeit die Voraussetzung, wobei der Asus eine Spitzenhelligkeit von 1600 cd/m² aufweist. Viele Monitore mit diesem Zertifikat gibt es noch nicht, und günstig wird die Anschaffung bei einem Preis um die 3000 Euro ebenfalls nicht. Dafür investiert man aber an richtiger Stelle in die Zukunft und hat auch eine garantierte DCI-P3-Farbraumabdeckung von mindestens 95 Prozent.

Fotos: BenQ, LG, Vesa (displayhdr.org)

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