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Praxistest: Sigma High-Speed-Zoom-Line - Cine-Zoomobjektive

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Zoomoptiken sind in der Kinowelt eher die Ausnahme. Sigma hat mit der High-Speed-Zoom-Line aber Zoom-Objektive im Programm, die mit ihrer Lichtstärke und Flexibilität die etablierten Festbrennweiten herausfordern. Wie schlagen sich die Optiken in der Praxis?

Im Test:
Sigma High Speed Zoom Set 18-35mm T2 & 50-100mm T2 EF-Mount, 9282 Euro

Die Frage ist Jahrzehnte alt und doch immer aktuell: Zoomobjektive oder Festbrennweiten? Das ist nicht zuletzt immer eine Frage von Zeit und Art des Films. Bei Dokumentationen und bei der elektronischen Berichterstattung verlässt man sich gerne auf Zoomobjektive, die schlicht und ergreifend Zeit einsparen und mit denen es sich schneller auf Veränderungen am Drehort reagieren lässt. Im Gegensatz dazu arbeitet man für einen Kinofilm mit vorher genau festgelegten Einstellungen und Zeit ist reichlich vorhanden – zumindest in der Theorie. Hier steht klar die Qualität vor der Quantität. Deswegen haben sich im Cine-Bereich Festbrennweiten durchgesetzt, die lichtstärker sind als Zooms und zudem weniger Verzeichnung aufweisen. Aber auch hier gilt: Zumindest in der Theorie. Nicht zuletzt ist die Frage pro oder contra Zoomobjektiv auch immer eine Stilfrage. Filmemacher Barry Ackroyd (u.a. Captain Phillips, The Hurt Locker) verwendet etwa Zooms, um den Fokus des Betrachters durch kurze Zoomfahrten auf einen bestimmten Punkt zu lenken. Zoomobjektive haben also auch am Filmset ihre Berechtigung, weswegen wir zwei Exemplare aus dem Hause Sigma näher beleuchten.

Zoomobjektive fristen in der Kinowelt eher ein Schattendasein. Zu Unrecht findet Sigma und fordert mit den beiden Optiken der High Speed Zoom Line etablierte Festbrennweiten heraus. Können die Sigmas überzeugen? Wir zeigen´s in diesem Testvideo.

AUFBAU UND DESIGN
Mit 9282 Euro für das Set aus 18-35mm und 50-100mm befinden wir uns definitiv im Profisegment. Die Objektive liefert Sigma in einem gut ausgepolsterten Koffer. Dieser enthält neben den Objektiven auch zwei anschraubbare Halterungen mitsamt dazugehörigen Schrauben und passendem Inbus-Schlüssel. Die Halterungen für 1/4-Zoll-Schrauben sind allerdings sehr klein geraten, bei größeren Rigs würden wir uns nicht allein auf diese Halterung verlassen wollen. Beide Objektive sind ausgezeichnet verarbeitet, was man bei diesem Preis aber auch erwarten darf. Das Teleobjektiv ist mit gut 175mm deutlich länger als die Weitwinkeloptik mit 130mm und zudem mit 1885 Gramm etwa 400 Gramm schwerer als diese. Die Zahnringe für Blende, Schärfe und Brennweite befinden sich an der gleichen Position, was Umbauarbeiten vereinfacht. Beide Zooms haben ein Frontdurchmesser von 95 Millimetern und ein Filtergewinde von 82 Millimetern. Ebenfalls bei beiden ist die Blende aus neun Lamellen zusammengesetzt, die sich stufenlos von T2 bis T16 regeln lässt. Der Regelweg für die Blende beträgt 75 Grad, im Gegensatz dazu muss man Schärfe- und Zoomring um 180 Grad drehen, um von einem Extrem zum anderen zu gelangen.

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T2.0 als größte Blende ist ein Statement. Gerade für Zoomobjektive ist die Lichtstärke außergewöhnlich.

Bauartbedingt liegt die Naheinstellgrenze beim 18-35mm-Objektiv bei 28 Zentimetern, beim 50-100mm beträgt sie 95 Zentimeter. Dass die Objektive auf das professionelle Filmset ausgerichtet sind, bemerkt man an zwei weiteren Dingen: Zum einen bleibt die Objektivlänge bei jeder Brennweite gleich, zum anderen sind die Optiken nicht für Vollformat-Kameras, sondern für Kameras mit S35-Sensor gerechnet. Zwar sind Super-35-Kameras in der Kinowelt die Norm, wir hätten uns allerdings über Vollformat-Optiken gefreut. Auch weil mit unter anderem der Sony Venice 2 und Canon EOS C700 Vollformat-Kameras am Markt sind, die klar auf den Kino-Markt abzielen. Will man eine Vignettierung vermeiden, muss man die ausgelesene Sensorfläche in der Vollformatkamera auf S35-Format herunterregeln. Bei unserer Testkamera, der Canon EOS R5C, bedeutete das automatisch eine Limitierung auf 4K. Dadurch verändert sich natürlich auch der Bildausschnitt.

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Der Fokusdreh-Bereich der Objektive geht über das Maximum hinaus. Das Resultat ist eine Unschärfe über das gesamte Bild. Warum das so ist, erschließt sich uns nicht.

Die 18-35mm- und 50-100mm-Optiken liefern an einer Kamera mit S35-Sensor den gleichen Bildausschnitt wie ein 27-47mm- respektive ein 75-15mm-Objektiv an einer Vollformatkamera. Neben dem fĂĽr Kino ĂĽblichen PL-Bajonett ist das Zoom-Set auch mit Sony E-, als auch mit Canon EF-Mount lieferbar. FĂĽr den Gebrauch mit der R5C, die wie alle spiegellosen Kompaktkameras von Canon ĂĽber einen RF-Mount verfĂĽgt, mussten wir also noch einen Adapter zwischenschalten. Wir entschieden uns fĂĽr den Canon-Adapter mit integriertem variablem ND-Filter. Mit diesem kompakten Kino-Setup ging es dann raus in die Praxis.