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Praxistest: Irix Cine 30mm - das kann die günstige Weitwinkel-Festbrennweite - Praxis und Fazit

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PRAXIS
Staub- und spritzwassergeschützt und T1.5 als größte Blende, das ist natürlich eine Ansage. Für die Probe aufs Exempel fuhren wir pünktlich zur Abenddämmerung an einen nahen Teich, an dem eine Schwanenfamilie lebt. Am Drehort angekommen dann die Überraschung: Keine Schwäne in Sicht! Nur ein paar Blesshühner drehten einsam ihre Kreise auf dem Wasser. Immerhin konnten wir am nahen Fußballplatz das Fokusatmen überprüfen. Und das ist markant: Beim Verlagern der Schärfe vom Ballfänger auf das Tor, fängt ersterer an zu wandern und die anfangs deutlich sichtbare Lücke (rechts) zum Bildrand zu schließen. Das „very low lens breathing“, wie auf der Herstellerwebsite angepriesen, können wir demnach nicht bestätigen. Für Standbilder – in Ermangelung an Schwänen unser Ausweichprogramm – ist das Atmen jedoch irrelevant. Inzwischen war die Sonne schon hinter dem Horizont versunken und die Dämmerung bereits fortgeschritten.

Irix 30mm 10 Linsen web

Die Cine-Optik von Irix hat ganz offensichtlich zehn Linsen im optischen Aufbau, wie man am starken Lensflair erkennen kann.

Wir wollten schon enttäuscht unsere Ausrüstung zusammenpacken, als die Hauptdarsteller doch noch eintrafen: Aus dem benachbarten Wohngebiet staksten die Schwaneneltern mitsamt drei flauschigen Küken die Wiese entlang zum Weiher. Nun hieß es schnell sein! Doch weil die Schwäne offensichtlich an Menschen gewöhnt waren und uns sehr nahe an sich heranließen, entstanden schnell schön aneinandergereiht eine kleine Geschichte erzählende Aufnahmen, bei denen das Objektiv dann seine ganzen Stärken ausspielte. Der feine Regelweg des Schärferings ließ trotz hohem Widerstand ein genaues Schärfeziehen zu, und in Kombination mit der Panasonic S1H - als ohnehin schon lichtstarker Kamera und mit großer Blende - sehen die Einstellungen eher nach frühem Abend, als nach einer Aufnahmezeit jenseits von 21 Uhr aus.

Irix 30mm fokusatmen web

Das Fokusatmen ist nicht wegzudiskutieren: Liegt die Schärfe im Hintergrund, ist am rechten Bildrand ein breiter Streifen Gras zu sehen (links). Liegt der Fokus auf dem Pfosten im Vordergrund, ist vom breiten Streifen nur noch ein schmaler Strich geblieben (rechts).

Mit offener Blende gibt es dann auch ein schönes Bokeh in der Unschärfe, je nach Lichtquelle rund oder linsenförmig, aber immer harmonisch. Bei der kleinsten Blende von T16 sind dann schon die insgesamt elf Lamellen zu erkennen, beispielsweise bei Gegenlichtaufnahmen, vor allem wenn die Sonne in das Objektiv scheint. Hier stellen wir dann auch fest, dass das Objektiv über zehn Linsen verfügt. Nicht etwa, weil wir auf der Herstellerwebsite nachgeguckt hätten, vielmehr weil jede einzelne Linse im Lens Flare der hereinscheinenden Sonne klar zu erkennen ist. Trotz „neutrino coating“ ist der Lens Flare sehr stark ausgefallen, neben den erwähnten Linsen auch mit Lichtringen und -fingern über fast den gesamten Bildausschnitt. Eine Mattebox ist daher ein Muss.

Irix 30mm Bokeh web

Mit ihren elf Blenden-Lamellen erlaubt die Cine-Optik ein weiches, rundes Bokeh – zumindest bei offener Blende.

FAZIT
In Hollywood oder Babelsberg wird das Objektiv wohl nicht zum Einsatz kommen, doch der Vergleich mit Cine-Optiken der etablierten Cine-Lens-Größen ist angesichts der Preisdifferenz etwas unfair. Irix liefert eine Optik, deren Schärfegang vielleicht etwas leichtgäniger, aber kaum sanfter laufen könnte. Selbes gilt für die manuelle Blendenregelung. Eine echte Schwäche ist das ausgeprägte Focus-Breathing, wohingegen man das deutliche Lensflair vielleicht noch als Effekt verkaufen oder mit Mattebox verhindern kann. Mit der Irix 30 mm-Cine-Lens lassen sich vielleicht nicht "die" Hochglanz-Werbevideos und auch nicht für Hollywood produzieren, doch sie versetzt Filmemacher mit bescheidenem Budget in die Lage mit deutlich eleganterer Schärfeverfolgung zu arbeiten. Auch das Bokeh ist bei Offenblende schick. Damit hat sich die Irix -Cine-Lens in jedem Fall einen VIDEOAKTIV-Kauftipp verdient.

+ günstiger Preis
+ sehr lichtstark
+ genaue Einstellräder
- deutliches Lens-Flair

Irix 30mm Nacht web

Die Lichtstärke ist definitiv der Trumpf des Objektivs. Die Aufnahme sieht nach Abenddämmerung aus, ist aber tatsächlich schon nach 21 Uhr entstanden.

Autoren: Jonas Schupp, Joachim Sauer / Bilder: MEDIENBUREAU

Artikel begleitend zur VIDEOAKTIV 4/2022: