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Erklärung und Korrektur: Camcorder-Test in VIDEOAKTIV 03/2018

Der Testbericht über Heimanwender-Camcorder von JVC und Panasonic in der vorigen Ausgabe führte zu – zum Teil berechtigter – Kritik seitens der Hersteller. Wir liefern hier eine sehr ausführliche Erklärung und wo es nötig war, eine Korrektur und Ergänzung der Testwerte.

Nach der Veröffentlichung der Testberichte über den JVC Everio GZ-RY 980 HE und die beiden Panasonic-Modelle HC-VX 11 und HC-VFX 11 passierte etwas, das wir so schon länger nicht erlebt hatten: Beide Hersteller wandten sich an die Redaktion, da die Geräte in dem Artikel aus ihrer Sicht ungerecht behandelt wurden. Ein Grund dafür war eine Änderung der Bewertung, die wir mit der vorigen Ausgabe eingeführt haben. Da auch einige Leser diesbezüglich mit Fragen auf uns zugekommen sind, hier noch mal eine Erläuterung: Am Messverfahren hat sich nichts geändert. Die in der vorigen Ausgabe veröffentlichten Labormessungen sind mit denen aus vergangenen Ausgaben vergleichbar. Änderungen gab es ausschließlich bezüglich der Bewertung der Gerätebedienung und der Bedienungsanleitungen.




Das hat folgenden Grund: Traditionell überprüfen wir für diese Bewertung einige Standards: Sind die Tasten gut lesbar beschriftet, werden wichtige Informationen im Display angezeigt, bietet das Gerät die Möglichkeit, wichtige Bildeinstellungen manuell vorzunehmen. Bei der Bedienungsanleitung wurden Dinge wie ein ausführlicher Index oder verständliche Illustrationen abgefragt. In den letzten Jahren kommt es immer seltener vor, dass Camcordern die entsprechende Funktionalität fehlt. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, auch zu bewerten wie alltagstauglich der Einsatz verschiedener Funktionen ist.

Korrektur Cam Test VA 3 2018 titel

Der Consumer-Camcorder-Test in VIDEOAKTIV 3/2018 zum JVC GZ-RY 980 HE und Panasonic HC-VX11 und -VXF11 führte zu einigen Fragen bezüglich des verschärften Bewertungssystems. In diesem Artikel erklären wir die Änderungen ausführlich und korrigieren die Testwerte zum JVC-Modell.

JVC GZ RY980H wt

Berichtigungen: Bei der ĂśberprĂĽfung des JVC Camcorders Everio GZ-RY980 habe ich einige Funktionen ĂĽbersehen bzw. nicht korrekt dokumentiert:

• Der Camcorder kann auch im AVCHD-Format aufnehmen

• er hat sowohl eine Zeitraffer- als auch eine Pre-Record Funktion

• ein Mikrofonanschluss ist vorhanden – da das Gerät wasserdicht ist, liegt er hinter der Klappe wo sich auch die beiden Speicherkarteneinschübe und die anderen Anschlüsse befinden

• sehr wesentlich: Die gemessene Akkulaufzeit wurde nicht in die Tabelle übernommen. Statt des hier genannten Wertes 100 Minuten hielt der vollgeladene Akku 220 Minuten durch, was zu der Bewertung "hervorragend" statt "befriedigend" führt. In der Gesamtbewertung bringt es das Gerät so auf 60 Punkte statt der 58, die in der Testtabelle angegeben waren.

Die Note "gut" oder gar "sehr gut" gibt's jetzt nur noch für Geräte, bei denen sich die für ansehnliche Filmaufnahmen wichtigen Funktionen unkompliziert und leicht nachvollziehbar mit Hilfe entsprechender Bedienelemente einsetzen lassen. Ein Camcorder mit einem präzise geführten Objektivring, der sich ohne aufwändige Menüeinstellungen mit verschiedenen Funktionen belegen lässt, wird nun – bezüglich der Bedienung – wesentlich besser bewertet als einer, bei dem diese Funktionen nur über schwer zu findende Menüeinträge verfügbar sind. Ähnlich ist es bei den Bedienungsanleitungen: Die gibt es inzwischen meist nur noch im Internet als Download. Das hat auch durchaus seine Berechtigung. In einer PDF-Datei lassen sich einzelne Funktionen zum Beispiel schneller finden als in einem dicken, gedruckten Handbuch. Zuletzt kam es aber vermehrt vor, dass die Anleitungen nur als Online-Version verfügbar sind, und nicht mehr heruntergeladen werden können. Das mag für Geräte, die vor allem zu Hause zum Einsatz kommen praktikabel sein – beim Dreh am Urlaubsstrand ist eine solche Anleitung aber zu gar nichts nutze. Dementsprechend gibt es für diese Art der Anleitung bei VIDEOAKTIV keine Punkte. Moderne Camcorder verfügen auch über immer mehr Funktionen – viele davon können in speziellen Situationen durchaus sinnvoll sein. Kontrasterweiterung, vorprogrammierte Zooms, unterschiedliche Modi des Stabilisators – die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Aber: Diese Funktionen sind erklärungsbedĂĽrftig. Um sie sinnvoll einzusetzen, muss der Anwender wissen, zu welchem Zweck sie programmiert wurden, und was sie genau bewirken. Das wird leider in den Anleitungen kaum beschrieben. Hier kommen unverständliche Begriffe und kaum nachvollziehbare Erklärungen zum Einsatz. Oder die Erklärung wird gleich ganz weggelassen. Das wirkt ungefähr so, als wĂĽrde ein Handwerkskurs in einer hervorragend ausgestatteten Werkstatt durchgefĂĽhrt, dafĂĽr aber keinen ausgebildeten Anleiter eingesetzt. Man kann sich vorstellen, zu welchen Resultaten das fĂĽhrt. Auch hier gehen wir nun rigoroser vor – gute Noten fĂĽr Anleitungen gibt es nur, wenn sie leicht verständlich formuliert sind und den gesamten Funktionsumfang so darstellen, dass der Anwender tatsächlich in der Lage ist, die Funktionen seines Camcorders zu verstehen. 

Daten korrektur JVC GZ RY 980

Die korrigierte Datentabelle zum JVC GZ-RY 980 HE öffnet sich nach Klick auf das Bild.



Testergebnisse korrektur JVC GZ RY 980

Die korrigierte Testergebnisse-Tabelle zum JVC GZ-RY 980 HE öffnet sich nach Klick auf das Bild.




Im oben genannten Test hatte ich zum ersten mal seit längerer Zeit mehrere Consumer-Camcorder auf dem Tisch. Dabei fielen mir die zuvor geschilderten Ärgernisse besonders intensiv auf. Der Camcorder Absatz sinkt zusehends – und anstatt gut ausgestattete und leicht beherrschbare Geräte auf den Markt zu bringen, die sich intuitiv nutzen lassen, überfordern die Hersteller potenzielle Kunden mit überfrachteten Einstellmenüs, ungeschickt formulierten Beschreibungen und schwer nachvollziehbaren Bedienkonzepten. Das hat sich dann – das gebe ich in der Rückbetrachtung zu – auch auf die Formulierungen der Texte und auch auf die Sorgfalt bei der Überprüfung der Funktionen ausgewirkt.
So haben sich einige Fehler in die Tabelle eingeschlichen, weshalb wir hier (siehe linke Spalte) eine Korrektur der Testtabelle für das JVC-Gerät eingestellt haben. Und auch in den Produktbeschreibungen habe ich die positiven Eigenschaften der Geräte wohl etwas zu wenig betont.

Deshalb noch einmal ganz deutlich: Wer bei guten Lichtbedingungen mit einem der drei Testkandidaten filmt, und dabei auf die automatischen Bildeinstellungen vertraut, wird in den meisten Fällen sehr ansehnliche Aufnahmen erhalten.
Wer sich etwas Zeit nimmt und die Auswirkungen verschiedener Einstellung ausprobiert, sich die Menüstruktur einprägt und die individuelle Tastenbelegung, wird auch die Sonderfunktionen zielgerichtet und mit attraktiven Resultaten nutzen können. Der fest integrierte Akku des JVC hält erstaunlich lange durch, und die Möglichkeit, UHD-Aufnahmen auch in nasser, kalter und staubiger Umgebung zu machen, ohne – wie bei Actioncams - nahezu komplett auf manuelle Einstellungen verzichten zu müssen, sind absolut lobenswert.

Kurz gesagt: So schlecht, wie es die Beschreibung im Text nahelegt sind diese drei Camcorder nicht. In der aktuellen VIDEOAKTIV 4/2018 habe ich unter anderem den Panasonic HC-MDH3 getestet (Siehe Seite 14). Der eignet sich schon wegen seiner Größe kaum für den Gelegenheitsfilmer. Aber: Sein Bedienkonzept ließe sich durchaus auch auf kompaktere Geräte übertragen. Und ich bin mir sicher: Auch die Käufer würden das honorieren.

(ClaaĂźen/Mohaupt)