Tontest: Tascam Portacapture X6 - 4-Spur-Feldrecorder mit Touchscreen - Strommodi und Tonpraxis
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STROMMODI
Damit lange Aufzeichnungen nicht zu leeren Batterien führen, hat Tascam dem X6 einen Stromsparmodus spendiert. Ist dieser aktiviert, schaltet sich das Display nach dreißig Sekunden automatisch ab. Die Bildschirmhelligkeit ist dann fest auf mittlere Stärke eingestellt, die Übersteuerungs-LED aus und die Phantomspeisung deaktiviert. Wer also mit Mikrofonen arbeitet, die Phantomspeisung benötigen, muss den Stromsparmodus deaktivieren. Überrascht hat uns, dass sich hinter der Menü-Taste ein sonst nicht verwendetes, nicht farbiges Menü verbirgt. Dieses erinnert eher an ältere Tascam-Modelle wie den DR-40 und ist mit seinem Kästchen-Aufbau etwas gewöhnungsbedürftig, bietet aber schnellen und direkten Zugriff auf Funktionen wie Eingangswahl und Aufnahmeeinstellungen, die sich sonst im Hauptmenü in den Grundeinstellungen verstecken.

Die Aufzeichnungen landen auf einer MicroSD-Karte, wobei der Fieldrecorder via USB-Ausgang auch direkt an einen Rechner angeschlossen werden kann.
TONPRAXIS
Wir haben nahezu ausschließlich im „Manuell“-Modus und viel mit externen Mikrofonen gearbeitet. Das liegt nicht daran, dass die verbauten Stereomikrofone eine schlechte Qualität hätten – ganz im Gegenteil – sondern daran, dass man für manche Anwendungen einfach andere Mikrofonarten braucht. Zumal sich die Pre-Amps des X6 nicht zu verstecken brauchen: Sogar günstige Mikrofone wie das Mackie EM95-ML (hier zum Test) klingen am X6 besser als an der Kamera oder dem Smartphone.

Mit den Presets liefert Tascam sinnvollen Voreinstellungen und eine Oberfläche, die auf die jeweilige Nutzung angepasst ist.
Im Test musste sich der X6 in unterschiedlichen Situationen von einfach bis komplex beweisen. Zum einen galt es etwa während eines Drehs in einer Lebensmittelmanufaktur Atmosphärenton aufzunehmen. Denn damit lassen sich später in der Postproduktion starke Schnitte und Standortwechsel verschleiern, sodass das Endprodukt wie aus einem Guss wirkt. Solche Aufnahmen gehen mit dem Tascam sehr schnell: Einfach den Rekorder auf einem Stativ im Raum platzieren, Audiopegel auf „passt schon“ einstellen und "Aufnahme" drücken. Die Aufnahme in der 32-Bit-Gleitkomma-Auflösung hält dabei so viele Reserven bereit, dass man nicht einmal exakt pegeln muss, um selbst bei lauten Signalen genügend Spielraum zu haben und trotzdem noch einen ausreichenden Rauschabstand einzuhalten. Gerade bei einem Dreh wie diesem, bei dem die Aufnahmen der Produktion folgen müssen, spart das Zeit.

Die zwei fest integrierten Mikrofone lassen sich drehen und erlauben damit die XY- als auch die AB-Ausrichtung.
Sprach- und Gesangsaufnahmen hingegen erfordern eine genauere Einstellung der Lautstärke, was aber dank des Touchscreens und des Bedienrads immer noch schnell machbar ist. Das in 0,5dB-Schritten arbeitende Bedienrad ist leider nicht gerastert, was die Steuerung etwas ungenau macht. Einer hochqualitativen Audioaufnahme steht das aber nicht im Weg. Auch wenn die Bedingungen nicht immer stimmen, wie etwa die Aufnahme eines Operntenors in einem akustisch nicht optimierten Raum. Aus eben diesem Anlass ließen wir den Sänger in ein dynamisches Mikrofon singen, die internen Mikrofone liefen mit. In der Mischung beider Audiosignale ergab sich so trotz nicht optimaler Bedingungen ein dichter, voluminöser Klang. Auch eine Konzertaufzeichnung ist mit dem X6 problemlos realisierbar, vor allem wenn ohnehin schon mit einem Mischpult gearbeitet wird. Denn dann nimmt man einfach dessen Signal auf und lässt die internen Mikrofone den Raumklang und das Publikum einfangen.