Workshop: Der eigene Film auf Blu-ray-Disc - Produktionsvorbereitung
BRENN´ MAL WIEDER
Das Produzieren von Videodiscs scheint für manche Filmer im Zeitalter von YouTube und Handy-Streaming schwer aus der Mode gekommen zu sein. Dennoch spricht immer noch einiges dafür, den mühsam bearbeiteten eigenen Film in bestmöglicher Qualität weiterzugeben, beispielsweise als Blu-ray-Disc. Es muss ja nicht gleich ein Retro-Comeback wie das der analogen Schallplatte sein – aber gerade bei Musikfreunden haben physisch greifbare Ton- und Bildträger noch immer viele Fans. Das war auch die Überlegung bei meinem letzten kleinen No- Budget-Projekt. Die eigene Band hatte neun Jahre lang jeden Sommer in derselben Location einen Open-Air-Auftritt.
Fürs Jubiläum war es angesagt, den engsten Fans ein kleines Goodie zu präsentieren, zumal passionierte Konzertbesucher selten nach einem Stream oder Download fragen, aber immer noch nach einer CD oder einem anderen herkömmlichen Datenträger – am liebsten natürlich mit schickem Cover und Booklet. Da die neue Studio-CD immer noch nicht fertig war, kam die Idee auf, auf die Schnelle eine Videoscheibe zu produzieren. Schließlich waren von jedem dieser Open-Air-Gigs irgendwelche Bewegtbilder vorhanden. Warum also nicht diese ganzen Live-Clips versammeln und auf DVD und Bluray den Hardcore-Fans zum Selbstkostenpreis als bleibende Erinnerung anbieten? Gesagt – getan: Die Bildquellen waren schnell versammelt, entpuppten sich allerdings trotz einheitlicher Full-HD-Auflösung als von sehr unterschiedlicher Qualität. Die ersten Konzerte hatten Besucher noch mit frühen Fotokameras oder Smartphones gefilmt, bei denen entweder das Bild oder der Ton von brauchbarer Qualität waren – aber nie beides gleichzeitig. Weitaus besser waren Jahre später Clips von AVCHD-Camcordern geraten oder zuletzt aktuelle Großsensor-Videos, wobei aber bei mancher Action- oder Musikercam die Qualität wieder abnahm. Nächster Stolperstein: Es ist aktuell gar nicht so einfach, auf die Schnelle bedruckbare Rohlinge von guter Qualität zu bekommen, da viele Elektronikmärkte ihr Sortiment stark eingedampft haben. Einfacher kommt man noch an beidseitig bedruckbare Fotopapiere für Booklets. Offenbar sind selbstgebastelte Flyer noch mehr „in” als Videodiscs.
PRODUKTIONSVORBEREITUNG
Alles, was es für die Produktion von Videodiscs braucht, haben die gängigen Schnittprogramme derzeit (noch) an Bord. Das gilt auch für den PowerDirector von CyberLink, bei dem ich seit etlichen Versionen wegen seiner intuitiven und schnellen Multicam-Funktion „hängengeblieben” bin. Im PowerDirector galt es zunächst, alle Konzert- Clips aus den unterschiedlichen Jahren zurechtzuschneiden, um sie für die Konzert- Disc aneinanderhängen zu können. Die meisten Clips waren schon fertig editiert, manche davon für frühere Facebook-Einsätze – und zum Glück bis auf einen datenreduzierten MP4-Clip noch in bester Auflösungsstufe archiviert. Schwierig waren allerdings die Handy- Videos der ersten Jahre sowie ein Fan-Video, das wir von YouTube herunterladen mussten. Da zwei Handy-Filmer sogar denselben Song mitgeschnitten hatten, ließen sich die beiden Perspektiven per Multicam-Editing zu einem gemeinsamen Clip kombinieren. Davor entschied ich mich jedoch, alle vorhandenen Videos nach AVC/H.264 mit 50p und Dolby- Digital-Stereo zu wandeln, um gerade beim Multicam-Editing keine Probleme zu bekommen. Der Power Director versteht zwar fast alle Codec-Varianten; da ich aber aktuell nur auf einem leistungsschwachen Rechner mit On- Board-Grafik arbeite, kann es beim Multicam- Umschalten sonst zu Problemen kommen. Das Konvertieren war auch für Aufnahmen eines Musiker-Camcorders (Canon Mini X) ratsam, der AVCHD-Bilder mit PCM-Ton gekoppelt hatte, sowie für Clips aus einem Sony MV 1, der kein 25p beherrscht, sondern nur in 30p läuft.
Zum Glück waren alle vorhandenen Videoclips zumindest einheitlich im 16:9-Format, bis auf einen Internet-Promo-Clip aus der Muvee-Software, der noch in 4:3 entstanden war. Wie sollte man den in die 16:9-Disc integrieren? Ganz einfach: Im Abspann wird der Bühnenabbau im Jump Cut gezeigt, und da läuft das 4:3-Video als zusätzlicher Blickfang per Bild-im-Bild im 16:9-Hintergrund. Waren die Clips zurechtgestutzt, hieß es nur noch, sie einheitlich mit Song-Titeln zu versehen. Die unterschiedlichen Bildstile und Video-Looks durften durchaus erhalten bleiben – schließlich sollte ja gerade der Zeitraum von fast zehn Jahren visualisiert werden.
PROJEKTLĂ„NGE UND DIE FOLGEN
Schon bald zeigte sich, dass die Produktion deutlich länger als eine Stunde werden würde, sogar insgesamt über zwei Stunden. Damit war klar, dass man für eine gute DVD-Qualität den Inhalt auf zwei Discs verteilen musste. Analog sollte das dann auch für die Blu-ray-Version gelten – auch wenn das bei deren 25 Gigabyte Kapazität nicht unbedingt nötig schien. Wieso eigentlich Blu-ray? Schon die Umfrage im Band-Kreis erbrachte, dass inzwischen vier von fünf Musikern einen Blu-ray-Player besaßen. Da alle Clips in Full-HD waren, lag es nahe, auf jeden Fall auch eine Blu-ray-Version zu machen – besonders wichtig bei den qualitativ schlechten Clips der ersten Jahre, die in DVD-Auflösung noch etwas mieser aussahen.
Weitere Teile der Workshop-Serie die folgen:
- Produktionsvorbereitung
- Produktionsvorbereitung
- Authoring & Brennen
- Drucksachen