YouTube Instagram Vimeo RSS VIDEOAKTIV

Praxis-Test: Videoproduktion mit dem iPad

Beitragsseiten

Auf der Photokina wollte VIDEOAKTIV-Autor Rainer Claaßen für die Homepage digitalkamera.de über wenige Tage mehrere Clips erstellen und noch während der Messe veröffentlichen. Der Vorschlag des Redakteurs: Könnte man die nicht gleich mit einem iPad drehen und auch schneiden? Hier gibt´s die ausführliche Geschichte des professionellen iPad-Video-Drehs im großen Praxis-Report.
 

Meine erste Reaktion war alles andere als optimistisch – obwohl ich von den Möglichkeiten des Geräts angetan bin. Ich hielt es für gewagt, auf die Einstellmöglichkeiten einer „richtigen" Kamera zu verzichten, mit extrem eingeschränkten Schnittmöglichkeiten zurecht kommen zu müssen, ganz zu schweigen von etwaigen Problemen bei der Integration von vorhandenem Material. Erst recht unter Messebedingungen.

Aber zu schnell wollte ich doch nicht aufgeben. Immerhin ist digitalkamera.de kein Videoportal, sondern eine Foto-Site, und bei den Videos ging es mehr um Aktualität als um höchste Qualität.

Das Schnittprogramm

Kern der Produktion war das Schnittprogramm Pinnacle Studio. Erste Tests mit dem Tool auf einem iPad (hier im Vergleichstest) der dritten Generation stimmten mich etwas zuversichtlicher: Besonders die Möglichkeit, direkt aus der Anwendung heraus die Kamera anzusteuern, versprach eine unkomplizierte Produktionsweise.

Kompliziert ist allerdings der Import von vorproduzierten Titeln. Deshalb versuchte ich, auch die Titel mit der Pinnacle-App zu erzeugen. Dafür erstellte ich ein JPEG des Digitalkamera.de-Logos vor schwarzem Hintergrund in HDTV-Auflösung. Darüber legte ich in der App den Titel und unterlegte das Ganze mit dem Sound-Logo, von dem ich zuvor eine MP3-Version erstellt hatte. Das klappte, sogar ein sanftes Ein- und Ausblenden des Titels wirkte elegant. Zusätzliche Schrifttafeln ließen sich mit dem Titelgenerator der App erzeugen. Probleme bereitete die App mit der Voiceover-Funktion: Clips ließen sich mit Kommentaren unterlegen, die ich über ein angeschlossenes Mikrofon synchron aufsprechen konnte. Bei der ersten Wiedergabe passte das auch. Wenn ich allerdings ein Projekt schloss und wieder öffnete, brach der Kommentar nach etwa einer Sekunde ab. Dieses Problem löste die Pressseabteilung des Programm-Herausgebers Corel: Am Freitag vor Messebeginn stellte man uns eine Beta-Version zur Verfügung, in der dieses Problem behoben war.

Der Upload von Clips zu YouTube und die Integration in das Redaktionssystem funktionierten reibungslos. Am Tag vor dem Pressetag der Photokina machte ich einen letzten Versuch unter möglichst authentischen Bedingungen. Das Resultat erleichterte die Entscheidung.

02 ipad filmer

Ungewöhnliche Konstruktion: Die iPad-Halterung wurde auf einem Video-Schwenkkopf befestigt. So ließen sich auch Kamerabewegungen realisieren.

Einen Test von neun Schnitt-Apps, auch für Android und Windows 8, finden Sie hier.

04 ipad filmer
Die Halterung ist eigentlich dafür gedacht, das iPad als Notenständer einzusetzen, und hat statt der bei Stativen üblichen Aufnahme für ein 1/4-Zoll-Gewinde eine 3/8-Zoll- Aufnahme.

Die Halterung

Zuvor hatten wir noch das passende Equipment zusammengestellt: Das iPad bietet keine direkte Befestigungsmöglichkeit, deshalb benötigten wir eine Halterung, um es auf einem Stativ anbringen zu können. Die einzige wirklich darauf abgestimmte Lösung bietet der Hersteller Makayama an – leider nur virtuell: Online wird zwar eine Halterung mit Befestigungsmöglichkeit für ein Mikrofon oder eine Leuchte angeboten, doch auf mehrere Mails zur Verfügbarkeit erhielt ich keine Antwort.

Stattdessen verwendeten wir eine Halterung des deutschen Herstellers König & Meyer. Die ist eigentlich dafür gedacht, das iPad als Notenständer einzusetzen, und hat statt der bei Stativen üblichen Aufnahme für ein 1/4-Zoll-Gewinde eine 3/8-Zoll- Aufnahme. Dieses Problem ließ sich aber mit einem Adaptergewinde leicht lösen. Die Halterung lässt sich drehen, so kann das iPad sowohl horizontal als auch vertikal eingesetzt werden – was für Videoaufnahmen gar nicht nötig wäre. Das Pad rastet zwar in beiden Positionen ein, wirklich fest hält es dabei aber nicht. Eine „richtige" Videohalterung wäre praktischer gewesen.

Der Ton

Unser Grundkonzept war einfach: In wenigen Minuten sollte jeweils ein Pressesprecher oder Produktmanager seine neuen Produkte vor der Kamera präsentieren. Um unmittelbar nach der Aufnahme den Ton zu kontrollieren, steckten wir in den Mikrofon- und Lautsprecheranschluss des iPads einen Adapter, der Mikrofon- und Kopfhörersignal trennt – es gibt ihn für wenige Euro im Fachhandel. So musste ich Kopfhörer und Mikrofon nicht ständig ein- und ausstöpseln. In ruhiger Umgebung gelang die Tonaufzeichnung mit einem Ansteckmikrofon recht gut, vor Ort zeigten sich die Tücken: Die Tonaufnahmen übersteuerten wegen der lauten Umgebungsgeräusche auf der Messe massiv.