Praxistest: Sigma High-Speed-Zoom-Line - Cine-Zoomobjektive - Praxis und Fazit
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PRAXIS
Mit T2.0 als größter Blende brauchen sich die Sigma High Speed Zooms nicht hinter Cine-Festbrennweiten zu verstecken. Erster Härtetest dafür war ein Dreh rund um gesunde Ernährung, bei dem die vitalen Speisen mit hoher Tiefenunschärfe in das rechte Licht gerückt werden sollten. Das gelang mit der Weitwinkeloptik ohne Probleme. Mit aktiviertem elektronischem Bildstabilisator in der Kamera ließ sich sogar aus der Hand drehen und etwas Bewegung in die Einstellungen bringen. Blenden- und Fokusregler ließen sich sehr sanft regeln, einzig der Zoomregler bot bei beiden Objektiven für unseren Geschmack etwas zu starken Widerstand. Das Fokus Breathing ist beim 18-35mm-Zoom über alle Brennweiten hinweg so gering, dass wir erst bei der Beurteilung unserer Testaufnahmen am großen Bildschirm ein minimales Atmen feststellen konnten.
Demgegenüber zeigt das 50-100mm-Objektiv ein deutliches Fokus Breathing, sowohl bei 50, 75, als auch 100 Millimetern. Einstellen ließ sich der Fokus hingegen sehr sanft, auch weil Sigma den Zoomring über den gezahnten Bereich bis zum Frontgewinde streckt. Auch ohne Follow Focus konnten wir so die Schärfe entspannt per Hand ziehen. Was uns hingegen gestört hat, ist der Fokus-Regelweg. Dieser geht etwa 5 Grad über die Unendlich-Markierung hinaus und stoppt erst danach. Ein Schärfeziehen über die Markierung hinaus resultierte in einem vollkommen unscharfen Bild. Der Sinn dahinter erschließt sich uns nicht. Dagegen hilft nur eine Begrenzung im Follow Focus oder ein scharfes Auge. Beim Lens Flare liegen beide Objektive auf einem ähnlichen, sehr hohen Niveau. Auch wenn das 50-100mm einen etwas geringeren Lens Flare hat als das 18-35mm, so ist doch bei beiden der Lens Flare unauffällig und definitiv nicht störend. Das zeigt sich auch im sanften, sternförmigen Lens Flare, der nachts bei entgegenkommenden Autos auftrat.
Zum stimmigen Gesamteindruck trägt auch das Runde Bokeh beider Optiken bei. Das ist entweder rund oder an einer Seite leicht linsenförmig und selbst große Lichtquellen erhalten in der Unschärfe sanfte, harmonische Rundungen. Mit am Zoomring montiertem Follow-Focus sind gleichmäßige Zoom-Fahrten kein Problem. Und mal eben den Bildausschnitt verändern? Sofort möglich. Einzig bei Brennweiten zwischen 36 und 49 Millimetern sowie natürlich bei allen Brennweiten unter 18 und über 150 Millimetern sind dann andere Objektive vonnöten.

Die hohe Vergütung von Linsen und Gläsern schlägt sich bei den Sigma High-Speed-Zooms in einem saften, unauffälligen Lens Flare nieder.
FAZIT
Aufgrund der konsequenten Auslegung auf Kameras mit S35-Sensor hat Sigma mit der High-Speed-Zoom-Line nicht nur Produktionsfirmen im Blick, die Hochglanz-Fernsehproduktionen, Kinofilme oder Serien produzieren. Der feine Stil hat längst in den Doku-Bereich und selbst ins Social-Media-Marketing Einzug gehalten. Hier sind die beiden Optiken preislich wohl gerade noch so im Budget. Man erhält mit beiden Zooms hochwertige Objektive, die den Vergleich mit Festbrennweiten nicht zu scheuen brauchen. Auch wenn die Zeit am Set doch mal knapp ist, lässt sich mit ihnen schneller arbeiten als mit Festbrennweiten, die man schließlich erst wechseln muss. Und spätestens wenn Regie oder DoP explizit Zoomfahrten wünschen, ist die Sigma High-Speed-Zoom-Line eine Überlegung wert.
+ geringer Lens-Flare
+ harmonisches Bokeh
+ flexible Einsatzmöglichkeiten
- Nur für S35-Sensoren
- Unschärfe, wenn Fokusring über Unendlich

Die Irisblende beider Objekte besteht aus neun Lamellen. Das erlaubt ein rundes Bokeh, das selbst große Lichtquellen wie dem Tankstellenschild sanfte Ecken und Kanten verleiht.
Autoren: Jonas Schupp, Joachim Sauer / Bilder: MEDIENBUREAU
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