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VIDEOAKTIV-Magazin Editorial: April 2023 - Medien-Arbeit

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Der „Tag der Arbeit“ steht bevor und wieder wird es viele geben, die mit dem traditionellen 1. Mai Marsch auf die Anliegen der Arbeiter aufmerksam machen. Auf sich oder auf seine Anliegen Aufmerksam machen, ist ohne Frage wichtig. Das bedeutet aber auch Öffentlichkeit herstellen. Das geht zunehmend besser in Eigenregie über die Social-Media-Kanäle, doch immer noch viel leichter über die bekannten Medien.

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VIDEOAKTIV-Magazin Editorial: April 2023

Doch die Medienwelt ist im Umbruch: Am offensichtlichsten präsent dürfte den meisten die Diskussion um die öffentlich-rechtlichen Sender sein, die sich umstrukturieren müssen. Und das nicht nur, weil einzelne wenige einen zu tiefen und unkontrollierten Schluck aus der (Geld-)Pulle genommen haben. Soll der Rundfunkbeitrag von derzeit 18,36 Euro pro Monat in den nächsten Jahren nicht rasant steigen, müssen die ARD-Sender und das ZDF deutlich sparen. Eine Lösung dabei sind bessere Arbeitsstrukturen, die Abläufe einfacher und in der Regel schneller machen.

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Ein Blick in unsere Newsübersicht lässt klar erkennen: Derzeit konzentriert sich die Branche eher auf neue Produktionswege als auf neue Kameras.

Schaut man sich unsere Newsübersicht zur NAB an, stellt man schnell fest: Über neue Kameramodelle wurde kaum kommuniziert: Ein paar leichte Anpassungen, einige Firmware-Updates, gerade mal eine neue Drohne. Viel mehr und viel schlechter in News zu packen sind die viele Diskussion über Lösungen, die künftig Videodateien direkt in die Cloud laden und die vielen verschiedenen Denkansätze, was man hier künftig dank KI alles machen kann, damit am anderen Ende in der Nachbearbeitung der Aufwand sinkt. Doch so schön es klingen mag, dass man mit Investitionen in neue Technik die grundsätzlichen Probleme der öffentlich-rechtlichen Medienlandschaft gelöst bekommen will – die Realität wird es nicht sein. Klar ist das ein Baustein, den stärker finanzorientierte private Sender teils bereits gehen. Doch es gibt einen Grund, warum ProSiebenSat1 ganz plötzlich seinen Finanzvorstand austauscht: Die Zahlen stimmen einfach nicht mehr, der Rückgang von Werbeeinnahmen ist signifikant und - vielleicht nicht für ProSiebenSat1 - jedoch für viele klassischen Medien, existenzbedrohend. Dabei ist klar: Wenn der Konsum sinkt, sinken eben auch die Werbeausgaben, schließlich müssen alle wirtschaftlich arbeiten. Das mag sich vielleicht schon kurzfristig wieder ändern, doch Jobs kosten, wird es jetzt.

Anteile der Werbetraeger am Gesamtnettoumsatz in Deutschland 2021 und 2020

Ein Trend der sich fortsetzt, ist die Verlagerung von Etats ins Internet, wobei hier in erster Linie die großen Konzerne wie Google, Meta & Co. profitieren.

 

 

Und gleichzeitig ist klar: Die Medienlandschaft wird ausgedünnt – das liegt aber dann nicht nur an sinkenden Werbeeinnahmen, sondern mit an einer fest etablierten „Umsonst“-Kultur im Internet. Viele Inhalte sind frei lesbar und warum man dann für etwas bezahlen sollte, leuchtet vielen Nutzern nicht (mehr) ein. Aus Sicht eines Medienmachers mutet es schon etwas seltsam an, dass oft genau diese Leser im Web dann mit Bannerblockern unterwegs sind und Werbung für prinzipiell schlecht empfinden. Wie Inhalte zustande kommen, scheint zunehmend unwichtiger zu werden. Adäquate Antworten auf die Trägheit der Masse haben derzeit nur die großen Plattformen, allen voran aus dem Social-Media-Bereich, entwickelt. Sie haben entsprechende Werbeplattformen, die zu klar definierten Sätzen nach Erfolg die Werbung ausspielt – auch an den meisten Werbeblockern vorbei. Entsprechend haben wir uns an die Werbung vor dem YouTube-Video und in den Social-Media-Feeds inzwischen gewöhnt. Doch tatsächlich setzt sich hier die Konzentration auf wenige „Große“ fort, die solche Krisen puffern und überstehen können und davon dann letztlich auch wieder profitieren.

Insofern laufen wir nicht im Marsch, sondern halten am Tag der Arbeit die Füße still, veröffentlichen keine Mitteilung und machen damit darauf aufmerksam, dass man nicht auf der einen Seite für mehr Lohn auf die Straße gehen kann und auf der anderen Seite der Umsonst-Mentalität im Internet frönt, und sich dabei auf die freie Marktwirtschaft beruft.

Mit nachdenklichen Grüßen,
Ihr Joachim Sauer

Autoren: Joachim Sauer
Bilder:
VIDEOAKTIV / Aufmachergrafik gestaltet mit DALL-E Open AI Bilderzeugung / MEDIENBUREAU

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