Dell bietet als einer der großen Computerhersteller Rechner für jeden Bedarf in ganz unterschiedlichen Bauarten. Der Precision M3800 sieht aus wie ein gewöhnliches Notebook soll aber eine leistungsfähige Workstation auch für den Videoschnitt sein. VIDEOAKTIV macht den Test.
Was ist das – ein Notebook oder eine Workstation? Rein äußerlich lässt sich das kaum unterscheiden, denn die Gattungen verschwimmen immer weiter. Dell zählt das Notebook Precision M3800 in jedem Fall zu den Workstations – dabei orientiert es sich im Design an seinen XPS-Notebooks. Doch es ist, ungewöhnlich für eine Workstation, etwas flacher und leichter. Gleichzeitig rüstet Dell beim Monitor auf, der nicht nur höher auflösend, sondern berührungssensitiv ist und somit den Trend zur Touchbedienung aufgreift, den auch Adobe für seine Programme der Creative Cloud ausgibt.
Bedienung
Doch was wirklich auffällt, ist zuerst mal nicht der Monitor, sondern der extrem schnelle Startvorgang. Möglich wird das durch einen SSD-Speicher, auf dem die Systempartition mit der Windows-8.1-Installation läuft. Parallel dazu gibt es einen zweiten Speicher – eine SSHD von Seagate, die gleichzeitig Festspeicher wie auch rotierende Datenscheibe ist und somit deutlich schneller sein soll als eine normale Notebook-Festplatte, die mit 5400 Umdre-hungen rotiert. Die SSHD arbeitet mit einer sogenannten „Adaptive Memory"-Technik, dank derer die am häufigsten genutzten Daten ermittelt und im Flash-Speicher abgelegt werden. Das soll die Reaktionszeiten verkürzen – spannend ist, wie sich das auf die Leistung beim Videoschnitt auswirkt.
Ausstattung
Beim ersten Start von Anwendungen fällt die höhere Auflösung auf – wenn auchzuerst mal nicht positiv. Durch die Arbeitsfläche mit 3200 mal 1800 Pixeln sind die Schaltflächen von Adobe Premiere so winzig klein, dass man sie mit der Maus nur schwer treffen kann. Noch gibt es hier keine Option, die Schaltflächengröße zu verändern – man wird sich hier also damit begnügen müssen. Bei anderen Anwendungen sieht es etwas besser aus: OpenOffice und Microsoft Office erkennen die hohe Auflösung und passen die Schalt-flächen automatisch an. Hier muss Adobe also noch nachbessern, denn Monitore mit dieser Auflösung werden wohl eher kurzfristig Standard.
Notebooks als Workstations haben wir bisher meist lässig als „Schlepptops" bezeichnet. Das Dell Precision M3800 räumt mit diesem Vorurteil auf.
Die Oberfläche von Adobe Premiere Pro bekommt auf dem großen Display etwas kleine Schaltflächen, an die man sich gewöhnen muss. Die Leistung des flachen Rechners aber überzeugt.
Testergebnisse
Hersteller
Dell
Produkt
Precision M3800
Preis
zzt. 2029 Euro
Internet
www.dell.de
Betriebssystem
Windows 8.1
Ausstattung
Prozessor
Intel i7-3702HQ 2,2 Ghz, 6MB (3,2 GHz im Turbo Boost)
Arbeitspeicher
16 GB DDR3 SDRAM bei 1.600 MHz
Festplatte
SSD-Minikarte mit 256 GB (Systempartition) 2,5-Zoll SSD-Hybrid-Festplatte 500 GB/5.400 U/min
Grafikkarte
NVIDIA Quadro K1100M mit 2 GB GDDR5
DVD-Brenner
-
Video/Audio
-
Schnittstellen
3x USB 3.0, 1x USB 2.0, 1x Cardreader, Mikrofon/Kopfhörer, Displayport, HDMI
Echtzeitspuren
4K/AVCHD/AVCHD 50p
4/11/7
Ausgabe-Berechnung
H.264/AVCHD
1,1x
Urteil
sehr gut
Preis/Leistung
gut
Eher lästig war jedoch, dass die Touchbedienung im Testzeitraum immer wieder ausgestiegen ist und nur durch einen (wenn auch extrem fixen) Neustart wieder funktionierte. Wie sehr Dell in die Zukunft greift, merkt man auch durch den Verzicht auf eine Netzwerkbuchse – ins Internet geht es nur via WLAN. Aber es gibt den üblichen SD-Speicherkartenschacht sowie vier USBBuchsen, davon drei in Version 3.0. Für den Ton gibt es nur eine 3,5-Millimeter- Klinkenbuchse, die (wie bei Smartphones inzwischen üblich) Mikroeingang und Tonausgang kombiniert. Der flachen Bauweise geschuldet ist der Verzicht auf ein optisches Laufwerk.
Leistung
Wir testeten das Notebook mit Adobe Premiere Pro; Dell wirbt auch mit der Zertifizierung der Workstation durch Audodesk, Avid und Sony. Im Gegensatz zu den XPS-Notebooks hat man hier die Lüftung in den Boden integriert, was besser funktioniert als die seitlichen schmalen Lüfter: Die Workstation bleibt stets deutlich zurückhaltender in der Lautstärke, und es kommt auch dem Energieverbrauch zugute. Immerhin knappe zwei Stunden unter Höchstleistung konnten wir mit Akkuleistung schneiden. Dabei erreicht die Workstation sieben Spuren (in 50p) in Echtzeit – das ist ein guter Wert, entspricht dem der größeren M6700 (Test Ausgabe 5/2013) und zeigt, dass die Hybrid-Festplatte tatsächlich eine Leistungssteigerung bewirkt. Bei der Berechnung benötigt die Precision M3800 für Video etwas länger als Echtzeit. Beim Ton darf man von so einem flachen Notebook nicht zuviel erwarten – er tönt am Laut-sprecher eher flach und basslastig. Wer professionell schneidet, wird zur Kontrolle wohl eher auf ein Audiointerface oder wenigstens Kopfhörer setzen.
Fazit
Workstations werden leichter – nicht zuletzt dank der SSD-Laufwerke, die zugleich die Arbeit beschleunigen und die Akkulaufzeit erhöhen. Das fehlende DVD-Laufwerk kann man verschmerzen. Der Verzicht auf die Netzwerkbuchse ist im professionellen Umfeld dagegen unverständlich. Wer wirklich mobil arbeitet, findet in der Precision M3800 die richtige Basis. Uns hat die Workstation überzeugt – so sehr, dass wir sie am liebsten behalten hätten, auch wenn viele Schnittanwendungen auf die hohe Monitorauflösung und die Touchbedienung noch nicht angepasst sind. Wer etwas sparen will, greift deshalb zur M3800 mit Full-HD-Touchdisplay, die gibt es ab 1400 Euro – allerdings ohne SSD-Laufwerke.