Denn auch bei pfleglicher Behandlung lagert das Aufnahmeequipment doch auch immer wieder im Auto – und da kann es extrem heiß werden. Temperaturen von annähernd 70 Grad hat man bereits nach einer Stunde parken in der Sonne. Was viele vergessen: Neben dem Überschreiben der Daten ist es gerade die Hitze, die die Flashspeichermedien altern lässt. Eine Stunde bei hohen Temperaturen kann für das Speichermedium schon dazu führen, dass es nicht mehr korrekt ausgelesen wird.
Deshalb gibt es neben den vergleichsweise günstigen SD-Karten auch solche für Industrieanwendungen, die Hitze jenseits der 70 Grad auch länger und öfter aushalten sollen - meist aber weniger auf hohe Schreib- und Lesegeschwindigkeiten ausgelegt sind. Swissbit, aus einem Management Buy-out der Siemens AG entstanden, zählt zu einem der großen unabhängige Hersteller für Flash-Speicherlösungen in Europa und hat sich auf solche Spezialanwendungen spezialisiert. Eine 32-GB-S-450-SD-Speicherkarte der Swissbit AG hat erfolgreich den Test in einer Hochtemperaturkamera bestanden. Die amerikanische Hitwell Deep Well Imaging Inc. hat die Karte dabei im Rahmen eines Testprojekts eingesetzt: Hitwell entwickelt, produziert und vertreibt Hochtemperatur- und Hochdruckkamerasysteme für Öl-, Gas- und Geothermiebohrungen.
Die Hitwell-Ingenieure simulierten die typische Umgebung für eine Hochdruck-/Hochtemperatur-Bohrlochaufnahme. Um die Robustheit der industrietauglichen SLC-NAND-Speicherkarte von Swissbit zu testen, wurde sie vollständig mit pseudo-zufälligen Daten beschrieben und dann mehr als 60 Stunden lang bei 165 °C in einem kommerziellen Ofen "gebacken". Nach dem Abkühlen zeigte das Gehäuse des Speichermediums - bis auf unbedeutende kleine Deformationen - keine Beeinträchtigungen. Das Laufwerk wurde in einem Lesegerät fehlerfrei erkannt und sämtliche Originaldaten waren vollständig intakt geblieben, obwohl die Standardspezifikation der Karte eigentlich zwischen -40 bis 85 °C liegen.
Im realen Kundenprojekt wird die SD-Karte in ein Kamerasystem von Hitwell eingesetzt. Die Kamera schaltet sich zwar aus, nachdem sie die Aufnahmen im Schacht für den Kunden beendet hat. Sie verbleibt aber noch für längere Zeit im Bohrloch. Dabei wird die Elektronik der Kamera innerhalb einer Vakuumhülle geschützt, die den Wärmefluss dämpfen soll. Die SD-Speicherkarte bleibt aber voraussichtlich 60 Stunden lang hohen Temperaturen bis zu 165 °C ausgesetzt. Aufgrund des übermäßigen Stresses wird jede Karte nur einmal eingesetzt und nach dem Auslesen der Daten entsorgt.