Die EOS C300 (PL) wird das erste Glied einer neuen Reihe von PL-Mount-Kameraköpfen. Sie beherbergt einen echten Super-35mm-Sensor. Auch wenn es sehr an das Konzept von RED erinnert: Am Gerät, das hier live in Hollywood erstmals der Presse vorgestellt wird, sind keine Spuren der Scarlet von RED zu sehen - es handelt sich um eine reine Canon-Eigenentwicklung, auf die die Fachwelt nach der letzten Wechseloptik-Videokamera XL H1 seit drei Jahren gewartet hatte.
Nach unseren Informationen wird es gleich zwei Kameras geben: Eine, allerdings erst ab März 2012, mit EF-Mount, und eine ab Januar mit PL-Mount. Beide haben einen Super-35 4K CMOS Sensor, der auf CompactFlash-Karten aufzeichnet. Dabei setzt Canon auf den Codec der bisherigen XF-Kameras (50 Mbps, 4:2:2, MPEG-2). Als Bildraten wurde 1080/50i und 25/24p genannt und die entsprechenden 720p und NTSC-Derivate. Von 50p-Aufzeichnung bei 1080 war nichts zu hören.
Die beiden Kameras EOS C300 und EOS C300 PL sollen als ein eigenes Cinema EOS-System in den professionellen Bereich vordringen. Dabei soll die C300 mit EF-Mount die Fotografen mit professionellen Videoambitionen und die C300 PL die Videoprofis ansprechen. Denn letztere hat das in professionellen Kreisen favoritisierte Arri "Positive Lock" PL-Mount-Bajonett.
Der CMOS-Sensor löst mit 8,3 Megapixel (2160×3840 Pixel) auf, arbeitet mit dem Digic DV III-Prozessor zusammen und besitzt eine "Supergrün-Ausgabe". Der Trick: Es wird ein Bayer-Sensor verwendet, der im Grünbereich zwei Signale mit echten 1920 x 1080 Pixeln und mit Halbpixel-Offset ausliest. Es gibt damit zwei echte Grüninformationen, statt wie bisher nur einer extrapolierten Gesamtinformation für dieses Helligkeitssignal. Dadurch wird die Schwachlichtstabilität und das Aliasing des Signales verbessert. RGB 444 Rohdaten werden direkt vom Sensor gezogen und im Prozessor als 8-Bit-MPEG-Datenstrom verarbeitet. Der neue Prozessor erreicht zuverlässige Lowlight-Qualität und soll trotz CMOS-Technik kaum Rolling Shutter-Probleme besitzen. Dies wird mit verdoppelter Auslesegeschwindigkeit erreicht. Die Kamera soll SDI-Anschlüsse und Custom Presets bieten. Schärfe und Blende werden komplett manuell gesteuert - Automatiken gibt es nicht.
Hervorgehoben wurde von den versammelten Hollywood-Filmemachern beim Premiere-Screening im Paramount-Studio die extrem leichte Bauweise und die hohe Lichtempfindlichkeit. Aufnahmen mit ISO 16.000 scheinen problemlos möglich zu sein. Die meisten Szenen können folglich mit verfügbarem Licht geschossen werden.
Verfügbar soll die Kamera ab Januar 2012 sein - der Preis liegt bei 16.000 US-Dollar für die C300.
Sehr kompakt ist auch das Design der neuen leichteren Linsen. Alle sind für für 4K-Qualität vorbereitet: Das Weitwinkel-Zoom heißt CN-E 14,5-60mm T2,6LS. Die Telelinse CN-E30-300 T2,95-3,7LS ist nicht ganz mit durchgehender Lichtstärke gelungen. Dazu kommen drei neue EF-Cinema-Primelinsen. Sie heißen N-E24/50/85mm und haben eine Lichtstärke von F1,3. Über die Preise der Linsen wollte man sich noch nicht auslassen.Hinter vorgehaltener Hand spricht man jedoch von Preisen um 5000 Euro für die Primes.
Eine neue EOS C Cinema für das EOS Movie-System wird es gegen Ende 2012 auch geben. Diese für eine DSLR voluminöse Kamera ist für die Movie-Objektive besser geeignet und zeichnet auf Ihrem Vollformat-Sensor entweder hochauflösende Photos oder 4K-Video mit einer Bildfrequenz von 24p als Motion-JPEG-Signal auf.
In diesem Filmmodus reduziert die Kamera die Abtastgröße auf dem Sensor auf APS-H-Format. Achtung APS-H hat bei Canon das ein Sensorformat von 27,9 mm × 18,6 mm und einen Verlängerungsfaktor von 1,3. Das Bild und die Schärfentiefe sind also näher am 35mm-Kleinbildformat angesiedelt.
Auf der Veranstaltung in Hollywood bat der Präsident von Canon Inc., Fujio Mitarai, die versammelten Hollywood-Regisseure und Reporter um Aufnahme von Canon in ihren erlauchten Kreis. In seiner Antwortrede hieß ihn denn auch Martin Scorcese stellvertretend für die Hollywood-Filmemacher willkommen und dankte ihm dafür, das Filmemachen weiter zu demokratisieren. "Jeder kann heute seine Geschichte erzählen", so sein Tenor.
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