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Die Geschichte des Camcorders: 1982-1986

Die Geschichte des Camcorders ist jetzt 25 Jahre alt - so alt wie unser Magazin. Entgegen der weit verbreiteten Meinung war nicht der VHS-Vollformater der Camcorder der ersten Stunde, sondern ein längst verflossenes Videosystem ...  

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Geburt des Camcorders: Bis 1983 musste der Filmer noch getrennte Kamera-/Recordereinheiten herumschleppen, wenn er Video machen wollte.


 
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70er Jahre: Akai hieß der Pionier der frühen Videofilmer-Jahre. Die erste mobilen Lösungen hatten noch offene Spulenvideobänder für Schwarzweiß, später führte man sogar spezielle Kassetten ein.


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1982: Wer videofilmte musste Schleppen - bis 1982/83 und sogar darüber hinaus waren getrennte Kamera-/Recorder-Einheiten angesagt, hier von Hitachi.


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1983: Mit dem ersten Betamovie-Camcorder probte Sony die Ablösung des bis dahin bei Amateurfilmern vorherrschenden Super-8.



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1984: Fast zeitgleich mit Betamovie brachte JVC seine Videomovie mit VHS-C-Laufwerk in den Markt. Was beide gemeinsam hatten: Sucher wie Bildwandler waren damals noch Röhren-Sache - CCDs kamen erst mit Sonys Video-8 ins Spiel.



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1984: Futuristisches Design gab es auch schon in der Frühzeit des Camcorderbaus - hier ein frühes Kamera-Modell von Minolta zum Anschluss an einen externen Recorder.



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1985: Erst als drittes Camcorderformat nach Betamovie und VHS-C kam der VHS-Vollformater auf den Markt, etwa zeitgleich mit Video-8 von Sony. Hier das erste Modell, der M 1 von Panasonic.

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1985/86: Sony begründet mit dem CCD-V 8 und dem CCD-M 8 (oben) das bald erfolgreichste Camcorderformat: Video-8.

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1986: Mit dem ersten Camcorder-Boom mischt bald jede bekannte Firma aus dem Video-/Foto- und HiFi-Bereich im Camcordermarkt mit - hier der erste Video-8-Camcorder von Pioneer.

Die Geschichte des Camcorders ist jetzt 25 Jahre alt - so alt wie unser Magazin. Entgegen der weit verbreiteten Meinung war nicht der VHS-Vollformater der Camcorder der ersten Stunde, sondern ein längst verflossenes Videosystem ...
 

1982
Der Vorläufer unseres Magazins hieß 1982 noch VIDEO JOURNAL und beschäftigte sich mehr mit dem "passiven" Video als mit dem Videofilmer. Den gab es so eigentlich auch noch gar nicht, denn die meisten filmten noch auf Super-8 oder mühten sich mit den ersten Kamera-/Recorder-Kombinationen ab. Urlaubsfilm per Video war damals eine schweißtreibende Angelegenheit. Just zu dieser Zeit, als in München im Verlag Laterna magica ein Team um Chefredakteur Bernhard Kämmer und Egin Altenmüller (beide noch immer aktiv mit "Videokamera objektiv" und "videofilmen"/"PC Video") daran ging, die erste Videofilmerzeitschrift zu konzipieren, stellte Sony auch die ersten Entwicklungen in Sachen Camcorder vor, den/die Betamovie, der die damals gebräuchlichen Kassetten der Betamax-Heimrecorder nutzte - die er zwar bespielen, aber nicht abspielen konnte. Aufnahmekontrolle vor Ort war also nicht.

Betamovie war damals schon fast von Anfang an zum Scheitern verurteilt, denn das Betamax- wie das Video 2000-System (von Grundig und Philips) hatten das Rennen um den Rang als beliebtester Wohnzimmer-Recorder schon gegen das allmächtige VHS-Format von JVC, Panasonic, Hitachi & Co. verloren.

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1983
Als Anfang 1983 das erste VIDEOaktiv erscheint, ziert noch eine klassische Videokamera den Titel (siehe links). Doch das sollte sich im Lauf des Jahres Ã¤ndern. Denn JVC konterte auf die Ankündigung der Betamovie mit dem Videomovie, einen deutlich kompakteren Camcorder auf Basis der verkleinerten VHS-Kassette, dem noch heute zu bekommenden VHS-C (JVC hatte bis jetzt immer noch einen Camcorder dieses Formats im Programm).

Die Mini-Kassette erlaubte bisher nie dagewesene, kompakte Abmessungen, und über die spezielle Adapterkassette ließen sich die Aufnahmen trotzdem bequem am Heimrecorder abspielen - JVC vereinte also zwei Vorteile, die ausschlaggebend für fast jeden künftigen Camcorder sein sollten: Kompatibilität und Kompaktheit.
Dumm nur, dass Konzernpartner Panasonic auf eine ganz anderen Weg setzte: Den VHS-Vollformater, den viele irriger Weise noch heute für den ersten Camcorder halten, dabei kam er erst als Dritter im Bunde 1984 auf den Markt.

Anfangs war es auch überhaupt nicht sicher, dass sich die neue Kamerarecorder-Idee überhaupt durchsetzen würde: Mächtige Firmen aus der frühen Film & Video-Zeit wie Olympus, Hitachi oder auch Panasonic hatten nämlich zu der Zeit auch die tragbaren Recorder und Kameras zu absoluten Mini-Maßen geschrumpft, und der tragbare, externe Recorder hatte den Vorteil, dass er sich im Wohnzimmer mit dem daheim gebliebenen Tunter-Teil zu einem vollwertigen Heimrecorder verkoppeln ließ. Einer für alles hieß die Devise, dagegen hatte der Camcorder anfangs den Nachteil, dass er eher wuchtiger und schwerer war (Betamovie wog drei Kilo) und zudem deutlich teurer: Ein Camcorder der Anfangszeit kostete 4000 Mark, während die getrennte Kombi schon um 2000 Mark zu haben war, mit deutlich besseren technischen Fähigkeiten.

Der Videosound tönte bis dahin selbstverständlich noch in Mono, realisiert mit der rauschigen Längsspur. Erst 1983 erschienen die ersten Heimrecorder mit HiFi-Stereoton auf Schrägspur-Basis (VHS von Matsushita/Panasonic, Sony später auch auf Betamax und Super-Beta).


1984
Während sich noch Betamovie, Videomovie und Vollformater um die Vorherrschaft im Camcorder-Lager balgten, hatte sich im Hintergrund längst ein mächtiger Gegner formiert: Seit 1981 schon hatten insgesamt 127 Firmen der Elektronik- und Foto-Branche einen neuen, universalen Camcorder-Standard diskutiert, im April 1984 einigte man sich dann auf das Format, das Video-8 hieß und die Camcorder-Welt revolutionieren sollte.

Als Produzenten traten anfangs aber nur eine Handvoll Firmen auf: Kodak, Polaroid, Canon, Sony, Sanyo und General Electric.

Der Boom des Camcorders beginnt - und auch der von VIDEOaktiv: Erschien das Magazin 1983 noch alle drei Monate, stellte man 1984 auf zweimonatiges Erscheinen um. Die Redaktion saß in München, schließlich hieß die Zeitschrift  ursprünglich mal "Color Film" und war das Gegenstück zur heute noch erscheinenden Fotozeitschrift "Color Foto". Deshalb tragen die Ausgaben von 1984 schon den Vermerk "9. Jahrgang", denn neben "Color Film" zählte man auch die Zwischenstadien "Film & Video" sowie "VIDEO JOURNAL" mit, aus denen die Zeitschrift entstanden war.


1985
Sony brachte hierzulande mit dem CCD-V 8 den ersten Handycam und mit dem CCD-M 8 auch so etwas wie einen ersten Mini-Camcorder, obwohl gemeinhin erst der TR 50/55 als erster Mini gezählt wird. Auf jeden Fall war der M 8 einer der ersten CCD-Camcorder (die Röhre hatte als Bildwandler bald ausgedient, fand sich bis zum Aufkommen des LCD-Farbsuchers nur noch im Okular), bot aber so gut wie keine technischen Möglichkeiten und hatte eigentlich nur zwei Vorteile: er war klein und nur 1350 Gramm schwer.

Für 4200 Mark war der ambitionierte Videoamateur mit dem V 8 besser bedient, denn der bot als eine Mischung aus Schulter- und Handycam schon fast profilike Bedienung, aber auch technische Spielereien wie einen Autofokus. Obwohl solche Neuerungen, ebenso wie der aufkommende Zoom-Wahn, auch von der frühen VIDEOaktiv-Redaktion heftig diskutiert wurde. Wer mochte sich als kreativer Filmer schon von einer unsicheren Automatik ins Handwerk pfuschen lassen?

Die neuen Video-8-Camcorder gaben aber auch erste Impulse für die Nachbearbeitung, schließlich mussten die 8-mm-Aufnahmen zur allgemeinen Vorführung noch auf eine VHS-Kassette gebracht werden. Diesen Prozess konnte man auch gleich nutzen, um die schlechten Szenen rauszuschneiden. Die deutsche Firma GSE brachte zur IFA 1985 ihr erstes Schnittpult namens VSP für 1268 Mark auf den Markt, Sony konterte mit dem schon fast legendären RM-E 100 für knapp 500 Mark. Geschnitten wurde damals noch mit Zählwerksimpulsen als Referenz - Timecode gab´s noch nicht. Für den Schnitt mussten die Zuspielrecorder für GSE modifiziert werden, Sony nutzte die Remote-Buchse bestimmter Zuspielgeräte.

1986
Schon im Editorial der erste 86er Ausgabe gab Chefredakteur Bernhard Kämmer die Devise aus: "Totgesagte leben länger". Der Totgesagte war das VHS-C-System von JVC, dem mit Sonys Video-8 ein immer übermächtiger werdender Gegner erwachsen war. Das Zaubermittel gegen Video-8 sollte der neue Longplay-Gang der 86er-JVC-Modelle werden.

Hinzu kam, dass 1986 pikanterweise erstmals ein Video-8-Camcorder ein Sony-Modell im Test schlug, der von einem Hersteller stammte, der eigentlich dem VHS-Lager zuzurechnen war: Blaupunkt (Ausgabe 6/1986). Wie Bosch/Bauer ließ auch Blaupunkt seine 8-mm-Cams von Matsushita/Panasonic bauen. Nur unter eigenem Namen brachte Panasonic nie Video-8-Modelle auf den Markt. Hitachi, ebenfalls VHS-Vertreter, baute wiederum zu dieser Zeit 8-mm-Cams für Firmen wie Minolta, Loewe oder Kyocera.

Was für weitere Akzeptanz von Video-8 auch bei den VIDEOAKTIV-Lesern sorgte: Mit den Video-8-Schultercamcordern V 100 und später V 200 bot Sony erstmals auch überzeugende Lösungen für Semiprofis.

Auf jeden Fall zeigte sich 1986 der Camcorder-Markt so bunt wie nie zuvor. Hier ein kleiner Überblick über die Protagonisten:

Betamovie:
Sony, Sanyo ...

VHS-C:
JVC, Saba, Telefunken, Nordmende, Philips, Grundig ...

Video-8:
Sony, Canon, Fuji(x), Blaupunkt, Bosch/Bauer, Pentax, Minolta, Kodak, Polaroid, Loewe Opta, Beaulieu, Pioneer ...

VHS:
Panasonic, Hitachi, Blaupunkt, Philips, Grundig ...


Die nächsten fünf Jahre der Camcorder-Geschichte (1987-1991) folgen demnächst hier unter Hintergrundinfo. Schauen Sie wieder vorbei ...


(he)