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Ratgeber: Bildsensor-Größen - Crop-Faktor und ist weniger mehr?

Statt bewährter Camcorder- Chips bestimmen aktuell das aus der Fototechnik stammende Vollformat, APS-C und MFT die Filmer-Diskussionen. Vor einer Kaufentscheidung zugunsten einer der neuen Vollformat-Systemkameras sollte man sich dann auch die Vor- und Nachteile dieses Formats gegenüber den anderen Sensorgrößen vor Augen führen. Unser Ratgeber zu Bildsensorgrößen gibt Aufschluss in zwei Teilen.

IST WENIGER MEHR?
Prinzipiell gilt: Je größer ein Sensor ist, desto mehr Pixel lassen sich auf seiner Fläche unterbringen. Oder man kann alternativ weniger, dafür größere Pixel platzieren. Im ersten Fall gewinnt man an Auflösung, im zweiten an Lichtempfindlichkeit, denn größere Pixel sind in der Regel lichtempfindlicher. Wer sich die technischen Daten aktueller Foto-Filmkameras ansieht, dem wird auffallen: In den unteren und mittleren Preisklassen unterscheiden sich die Megapixel- Werte kaum. 20 bis 24 Megapixel sind hier inzwischen Standard. Micro Four Thirds als kleinster Sensor war lange Zeit sogar auf 16 Megapixel beschränkt, aber auch hier haben aktuelle Modelle inzwischen die 20 Megapixel überschritten. Spitzen-Auflösungen bis an die 50 Megapixel sind derzeit allerdings nur in der Vollformat-Klasse zu realisieren.

Panasonic vollformat webVollformat-Sensoren bedeuten ob ihrer Größe harte Arbeit für die integrierten Motore für Autofokus oder Bildstabilisierung.

Für Filmer aber meist viel sinnvoller sind allerdings nicht die Modelle mit den höchsten Chip- Auflösungen, denn selbst für 4K oder UHD reichen eigentlich 8 Megapixel. Höhere Werte kosten Lichtstärke und müssen rechenintensiv eingedampft werden für 16:9-Videoformate. Ein harter Job, vor allem bei 50 Vollbildern (50p), weshalb viele Fotokameras sich bei 4K/ UHD derzeit immer noch mit 25p oder 30p begnügen. Die Hersteller haben das erkannt und steuern für Filmer mit auflösungsreduzierten, aber lichtstarken Modellen gegen, allen voran Sony mit der Alpha 7S II oder aktuell Nikon mit der Z6 und Panasonic mit GH 5 S und S 1.
CROP-FAKTOR
Eine große Rolle spielt die Wahl des Bildsensors für die Wirkung der angedockten Objektive. Zwar verändert sich die tatsächliche Brennweite der Optik nicht, wenn sie vor einem größeren oder kleineren Chip sitzt, aber der abgebildete Bildwinkel, also die Brennweiten-Wirkung. Je kleiner der Sensor, desto größer ist bei derselben Brennweite der Bildwinkel.

Panasonic GH5 sensor webWeniger ist tatsächlich mehr: Für Filmer optimierte Fotokameras wie Panasonics GH 5 S haben nur halb so viele Pixel wie die reinen Foto-Modelle.

Bezugspunkt ist der Bildeindruck an einem Vollformat/Kleinbild-Sensor: Bei den zugehörigen Objektiven hat sich eingebürgert, dass man bei rund 50 Millimeter Brennweite von einem Normalobjektiv spricht, darüber geht es ab 85 Millimeter schon in den Telebereich und von 35 Millimeter an abwärts spricht man vom Weitwinkel. An kleineren Sensoren gilt der mit diesen Werten verbundene Bildeindruck jedoch nicht mehr. Hier verlängert sich die Brennweiten-Wirkung (nicht die Brennweite selbst) um einen bestimmten Wert, den sogenannten Crop-Faktor. Wenn Kleinbild/Vollformat den Crop-Faktor 1 besitzt, dann verlängert sich die Brennweiten-Wirkung bei APS-C um das 1,5- bis 1,6-fache, bei MFT um den Faktor 2: Ein 24-mm-Weitwinkel erzeugt bei MFT also dieselbe Bildwirkung wie eine Normalbrennweite bei Kleinbild. „Kleinbild-äquivalent“ heißt es das dann oft bei den umgerechneten Brennweiten- Angaben für APS-C oder MFT. Zweiter Aspekt: Auch das tatsächliche Format des eingebauten Sensors selbst – nativ 4:3 bei MFT oder 3:2 bei Kleinbild und APS-C – bedingt eine andere Art des Crops. Denn davon abweichende, kleinere Bildgrößen sind nur durch „Ausschneiden“ aus der Pixel-Fläche möglich. Damit verringert sich automatisch die Zahl der effektiv genutzten Pixel und so auch die Gesamtauflösung. Es kommt also immer auf die tatsächliche Auslesefläche eines Sensors an – nicht nur auf die verwendete Baugröße.

Ratgeber Bildsensorgrößen Vergleich webAlle derzeit für Filmter relevanten Sensorgrößen im tabellarischen Vergleich.

BEDENKENSWERT
Für die Kaufentscheidung geht es aber nicht nur um Technik. So ist ein gefüllter Kamerarucksack bei MFT um die Hälfte oder noch mehr leichter, verglichen mit einer Vollformat- Ausrüstung. Besonders beim Vollformat hat aber noch etwas ganz anderes großes Gewicht: Die nötigen Objektive gehen gewaltig ins Geld. Schon deshalb ist längst nicht für jeden Filmer der Umstieg eine Option.
Und schließlich haben auch APS-C und MFT schöne Kamera-Töchter. APS-C in Form der Fujifilm X-T 3 führt derzeit sogar unsere Kamera-Bestenliste an.